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Olympia-Pläne - Hörmann und das magische Alter

von SISSI STEIN-ABEL

Die Visionen der Ulmer Ruderer: Trainingszentrum und Naherholungsgebiet. 2012 wäre der Sohn genau so alt wie der Vater beim Gold-Rennen 1984

Eine Reise zu den Olympischen Spielen nach Ulm: Nicht gerade sonderlich attraktiv für einen Ulmer Sportler. Andererseits: Das wäre das Olympia der ganz kurzen Wege. Die Ulmer Ruderer sind ganz heiß auf die Spiele und haben für 2012 ganz besondere Visionen.


Kräftig trommeln für 2012: Raimund Hörmann - Olympiasieger, Metzger und Vize-Präsident des Ruderclubs. FOTO: arc Südwest-Presse

Ohne Boykott hätte Raimund Hörmann schon 1980 in Moskau Olympiasieger werden können. Die Goldmedaille für den Sieg im deutschen Doppelvierer zusammen mit seinem bereits vor neun Jahren gestorbenen Ulmer Kameraden Dieter Wiedenmann sowie den beiden Ingelheimern Michael Dürsch und Albert Hedderich bekam er schließlich 1984 am Ufer des Lake Casitas in der Nähe von Los Angeles umgehängt. Seinen ersten WM-Einsatz hatte er 1978 auf dem Lake Karapiro in Neuseeland. Sprich: Der 44-Jährige ist als Ruderer ganz schön herumgekommen in der Welt.

Seinem Sohn Raimund, 17 Jahre jung und im Doppelzweier zusammen mit Urs Käufer erfolgreich, hat der jetzige Vize-Präsident des Ulmer Ruderclubs "Donau" (URCD) im Scherz schon eine skurrile Vision nahegebracht: "Ich hab ihm gesagt: Es wäre ganz schön blöd, wenn Eure einzige Olympia-Teilnahme in Ulm wäre. . ." Dann nämlich, wenn das Großereignis 2012 in Stuttgart mit der Ruder-Außenstelle Ulm stattfinden würde. Gar nicht so abwegig. Und für Hörmann junior auch nicht: In jenem Jahr wird er 27 Jahre alt sein wie sein Vater beim Olympiasieg 1984.

Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Donau hinunter fließen. Die hoffnungsvollen Ulmer Ruder-Talente Hörmann, Käufer, Daniel Held, Nina Hengartner und Caroline Leibinger versuchen erst einmal, sich für die Junioren-WM Anfang August in Trakaj (Litauen) zu qualifizieren. Und vielleicht schon für ein Olympia-Highlight vor 2012 - Athen 2004 oder Peking 2008.

Und die URCD-Vorsitzende Johanna Kienzerle beschäftigt sich intensiv mit der Planung des Donaucups, der vom 28. bis 30. Juni stattfinden wird. Auf der Donau - im Gegensatz zu der erträumten Olympia-Regatta, die in zehn Jahren - sollte die Machbarkeitsstudie der Stadt positiv ausfallen und Stuttgart den Zuschlag erhalten - im Landschaftsschutzgebiet Gögglingen ausgetragen würde. "Das wäre eine geniale Geschichte", blickt Johanna Kienzerle voraus, "davon könnten wir nur profitieren."

Und mit den Ruderern auch die Rennkanuten, die mit dem neuen künstlichen Regattabecken unverhofft optimale Trainingsbedingungen, eventuell ein Landesleistungszentrum sowie einen Austragungsort für Deutsche Meisterschaften und internationale Wettkämpfe vorfinden würden, so dass die beiden Ulmer Klubs (Kanufahrer, Paddler) ihr Angebot neben den Wildwasser-Aktivitäten erweitern könnten.

Doch nicht nur für die Sportler soll sich die Investition auszahlen, sondern auch für die Bewohner der Region. "Wir sollten alle Einrichtungen, die man nur für Olympia braucht, wieder wegräumen, und ein Naherholungsgebiet daraus machen", erläutert Raimund Hörmann, der dabei an eine Renaturierung wie am Lake Casitas oder am Rotsee bei Luzern denkt, der nur für die jährliche Regatta und Weltmeisterschaften mit der wettkampfmäßigen Infrastruktur ausgestattet wird.

Den Plan, Ulm in die Stuttgart-Bewerbung einzubinden, hat der ehemalige URCD-Vorsitzende Michael Leibinger vorangetrieben. "Er ist einfach unser Visionär und hat das Ganze ins Rollen gebracht", sagt Hörmann, während Johanna Kienzerle froh ist, dass ihr Vorgänger ihr diese Arbeit abgenommen hat: "Das war eine große Entlastung. So kann ich mich auf den Donaucup konzentrieren." Und Metzger Hörmann kann vielleicht eine neue Olympia-Wurst kreieren.

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