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Premiere für einen alten Hasen - Anrudern 2019

Regenwahrscheinlichkeit 100%. So war die Vorhersage fürs Anrudern 2015, das damals in die schlauchartige Bootshalle verbannt wurde. Und genau das Gegenteil war die Vorhersage für 2019: Regenwahrscheinlichkeit 0% und Sonne den ganzen Tag. Und genauso kam's – absolut traumhaft.

Premieren gab's am laufenden Band – als erstes für einen alten Hasen. Über Jahrzehnte hatte Raimund Hörmann sen. das Anrudern mitgestaltet. Als sportlicher Leiter hat er zusammen mit den Trainern die Trainingsmannschaft ins Scheinwerferlicht gerückt und konnte dabei von der Seite zuschauen, was der oder die jeweilige Vorsitzende beim Anrudern so anstellte. Und vermutlich hätte er das noch länger so gemacht. Aber es kam bekanntlich anders.

Als frischgebackener neuer 1. Vorsitzender des URCD ist er 2019 erstmals selbst Gastgeber. Beobachtet wird er jetzt vom neuen sportlichen Leiter, Raimund Hörmann jun. Raimund ist ein beliebter Name in der Familie, und so sind die beiden Teil einer ganzen Reihe d.h. auch der Senior war mal Junior, und so hat sich im URCD die einfache Zählung durchgesetzt: R3 ist der alte und R4 ist der junge.

Premiere Nr. 2: Als Vertreter der Stadt Ulm ist erstmals der Finanzbürgermeister Martin Bendel am Start, der seit März 2016 im Amt ist. Über den Stadtverband für Sport – vielen noch unter dem ziemlich uncool klingenden Namen "Stadtverband für Leibesübungen" bekannt – gibt die Stadt Ulm seit Jahrzehnten wichtige Zuschüsse zum Bootsmaterial und bei Bauvorhaben, 2010 auch einmalig in erheblichem Umfang zum Neubau. Dass das keine Einbahnstraße sei, betont der Finanzbürgermeister, schließlich trügen die Ruderer des URCD den Namen der Stadt auch in die Welt hinaus – "Made in Ulm" sozusagen.

Premiere Nr. 3: Gastronomisch ebenfalls erstmal beim Anrudern am Start sind Elena und Denis Loch mit ihrem Team. Bis dahin hatte der R3 nur vage skizziert, was beim Anrudern essenstechnisch so abgehen kann. Aber das muss eigentlich jeder Wirt selbst miterleben. Der Renner bei der Jugend ist jedenfalls Gyros mit Pommes, auch nach Ausfall der Fritteuse am Außenstand, denn dank des Backups in der Küche war der Pommesnachschub nur ganz kurzfristig versiegt. Abends um 18 Uhr jedenfalls ist das Elena-Team erschöpft nach diesem Ansturm – ganz im Gegensatz zur Gästezahl bisher in der kälteren Jahreszeit. Aber jetzt rudern dann die Schönwetterruderer wieder - mit après-Rudern im Biergarten von Elenas Restaurant im URCD.

Seine Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft im URCD bekommt der URCD-Vorsitzende der Jahre 1984 bis 1988, Charly Geiß, überreicht, da er bei der Generalversammlung verhindert war. Er betont den Gedanken "Der Verein als Familie", eine Familie, die für ihn immer wichtig gewesen sei.

Für 60-jährige Mitgliedschaft werden nachträglich Ute Steinle und Erika Lang geehrt – im Computerprogramm war bei 60 ein Haken zu wenig drin. Frauen mussten – im Gegensatz zu heute, wie der damalige Meistertrainer beim Stilrudern im URCD, Hans Gog, bestätigte, früher immer um ihre sportliche Rolle im Verein bzw. in Ruderdeutschland kämpfen. Heute würden die Mädchen deutlich früher und auch gleich gefordert und gefördert wie die Jungen.

Vom DRV bekommt Bago Steinle die Trainernadel in Gold verliehen – mit Rückschau durch den R3 auf Bago als Trainer beim Olympiasieg des Doppelvierers Ulm/Ingelheim 1984 von L.A. Die Trainernadel des DRV in Silber bekommt Marcus Maier, aber da ist die Karriere ja noch nicht abgeschlossen.

Einer der Höhepunkte beim Anrudern sind die Bootstaufen, so auch diesmal. Gleich vier Täuflinge warten auf ihren Guss mit Donauwasser aus einem alten Siegerpokal. Zuerst war der neue Doppeldreier Weihung dran, der von Caro Dake getauft wird. Die Weihung ersetzt die Hera, die von einem großen herabstürzenden Ast eines Baumes im Floßbereich komplett zerstört wurde, Gott sei Dank ohne Personenschaden. Alle Bäume hier liegen bzw. stehen im Verantwortungsbereich der Stadt Neu-Ulm d.h. bei Schäden ist erstmal die Stadt Neu-Ulm gefordert.

Gleich zwei schnittige Renneiner sind die weiteren Täuflinge. Getauft werden sie von Ulrike Freund, der Chefin der Ulmer Brauerei Gold Ochsen, die schon lange der Hauptsponsor des URCD ist. Getauft werden sie auf den Namen Gold-Ochsen 1 und Afri-Cola 1, beide sind im jeweiligen Getränkedesign gestaltet. Besonders cool sieht dabei Afri-Cola 1 aus, das komplett schwarz ist, verziert mit der weißen Palme vom Produktlogo. Ulrike Freund betont, dass die Taufe der beiden eine Ehre für sie ist.

Ein Gig-Doppelachter mit 18-jähriger Geschichte ist der nächste Täufling, er bekommt dabei auch einen neuen Namen, ebenfalls wieder mit vogelkundlichem Hintergrund d.h. aus seinem Lübecker Namen Lübbscher Adler wird Ulmer Spatz. So eine Zeitspanne geht an einem Gigboot natürlich nicht spurlos vorüber: auf der einen Seite nehmen die Kratzer und Schrammen zu, auf der anderen Seite nimmt der Wiederverkaufspreis ab – so weit, dass damit ein neuer Bootstyp im URCD Einzug halten kann, dessen Anschaffung Ehrenmitglied Hans Gog schon vor vielen Jahren immer wieder gefordert hatte. Und jetzt hat alles gepasst. Taufpate ist Martin Grimmeiß, der die von Peter Weidner verfasste Taufrede hält.

Bei der anschließenden Bootsparade gehen alle Täuflinge und die gesamte Trainingsmannschaft aufs Wasser. Alle rudern hoch, um dann unter dem Applaus der Zuschauer am URCD-Floß vorbei zu rudern. Angeführt wird die sehr stattliche Flotte vom frisch getauften Gig-Doppelachter Ulmer Spatz. Und das bei strahlend blauem Himmel – ein Traum.

Das Mittagessen unter freiem Himmel bei Jazzklängen – das macht Laune. Nachdem alle Nichtruderer einigermaßen erstversorgt sind, sind auch die Ruderer von der Bootsparade zurück vom Wasser und aus der Umkleide. Jetzt ist wieder die Fritteuse gefordert, die Jugend will Pommesnachschub.

Während die einen sich nach Hause zum Mittagsschlaf verabschieden, formiert sich langsam der harte Kern der überzeugten Anruderer im URCD, die das Gelände erst um ca. 18:30 Uhr verlassen. Dazu gehören inzwischen als besonders Überzeugte unsere beiden Importe Lena Müller und Meike Dütsch. Dabei bilden sich auch ganz neue Allianzen. 

Und auf dem Heimweg nähert sich bei der Haltestelle "Martin-Luther-Kirche" der neuen Straßenbahnlinie 2 der Wagen 42, Agathe Streicher, der im Jubiläumsjahr 2012 eine Saison im Jubiläumsdesign des URCD zwischen Söflingen und Böfingen unterwegs war und so in der ganzen Stadt für den URCD geworben hat. Hier schließt sich wieder ein Kreis.


Taufgedicht für den Doppeldreier Weihung von Caro Dake, die auch Taufpatin war

Da liegt es nun das neue Boot,
Das fortan aufs Wasser geht.
Neu im Stall nach Göttin Hera's Heldentod
Unschuldig von Aiolos bis aufs Mark zersägt. 

Heißen könntest Du Titanic II, Unbreakable oder wie ein göttlicher Held
Aber nein, ein kleiner Bach mit Quelle in Wain
Schlängelt sich idyllisch durch Wiesen und Feld
Weihung soll dein Name sein!

Ich wünsche Dir allzeit eine gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!


Taufpatin: Ulrike Freund. Der Taufspruch für die Renneiner Gold-Ochsen 1 und Afri-Cola 1 ist ein Gemeinschaftswerk aus der Brauerei Gold Ochsen

Liebe Gäste,

mir wurde die Ehre zuteil, heute die Taufe der neuen Boote unseres Ulmer Ruderclubs vorzunehmen...

Wer es mit den Elementen aufnimmt, sollte sich vorher mit den Göttern gut stellen...
was wir hier und jetzt sofort gemeinsam erledigen.

Einen Schluck gönnen wir NEPTUN,
dem römischen Gott des fließenden Wassers, möge er diesen Booten immer die notwendige Handbreit Wasser unter dem Kiel garantieren...

Einen weiteren Schluck POSEIDON,
dem griechischen Gott des Meeres, möge er mit seinem Dreizack die Gewässer für diese Boote bändigen.

Einen dritten Schluck RASMUS,
dem römischen Gott der Winde, möge er berücksichtigen, dass diese Boote keine Segel haben!

Einen Schluck für den KLABAUTERMANN
möge er sich stets aufs Helfen beschränken und an Bord keinen Schabernack treiben....

Last but not least - noch einen kräftigen Schluck aller hier Anwesenden auf die beiden neuen Boote, hiermit taufe ich Dich auf den Namen Gold-Ochsen 1 und Dich auf den Namen afri-cola 1 und wünsche allzeit gute Fahrt auf allen befahrenen Gewässern und der Mannschaft immer viel Glück, Freude und Erfolg.


Taufrede für den Gigdoppelachter Ulmer Spatz von Peter Weidner, Taufpate Martin Grimmeiß

Es war ein weiter Weg, vom einst stolzen Lübecker Adler zum frechen Ulmer Spatz. (Um genau zu sein 788km Autobahn :-))

Die Geschichte sagt, dass das Flaggschiff der Hansestadt Lübeck von 1596 nie zum Einsatz kam, trotz brachialer Bewaffnung und dem Status als eines der größten Kampfschiffe ihrer Zeit. Es waren die bereits so furchtbaren Verluste, die die Lübecker Admiralität an den Verhandlungstisch trieben und den Einsatz des Lübecker Adlers zum Handelsschiff verwandelten. So steht der Name des einst stolzen Schiffs für den Sieg der Diplomatie und dem Wohl der Menschen anstatt von Gedeih und Verderb.

Mit diesen schicksalsträchtigen Namen, wurde dieser Achter 18 Jahre lang von der Lübecker Rudergesellschaft als Lübbscher Adler stolz gerudert. Ganz im Zeichen der Diplomatie gewährte er so manchem frechen Konkurrenten den Sieg im Wettbewerb, stets bedacht auf die Freude und dem Wohl der Ruderkameraden.

Zur Hansestadt war Ulm nicht berufen, jedoch längst zu einer Schmiede bester Ruderer und schlauer Wettkämpfer geworden. So stand es an, den Ulmer Spatz als Namensgeber zu bemühen. Zur diplomatischen Fähigkeit verhandeln zu können kommt so die Schlauheit und die Einsicht der Einfachheit zum Tragen und soll uns Ruderer stets daran erinnern, dass es ums Wohl der Gemeinschaft geht. Um die Freude der Schlichtheit und Kraft der Kameradschaft.

Ich taufe Dich auf den Namen Ulmer Spatz

Ich wünsche den Besatzungen allzeit gute Fahrt, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und mögest du immer den Weg zwischen den Brückenpfeilern finden.

Ich grüße Dich mit einem 3-fachen "Hipp, hipp, hurra!" …


Bilder von Markus Schariat und Jörg Haußer

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