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Eine Scheibe abschneiden

Wenn man Bäume pflanzt, so sind sie anfangs klein und brauchen wenig Platz. Man setzt sie daher etwas enger, damit sie sich nicht so im Gelände verlieren. Irgendwann sind sie riesig und ihre Äste nehmen sich gegenseitig Licht weg, so dass ein Einschnitt fällig wird. So geschehen im URCD im April 1989.


Baumfällaktion 1989. Man beachte die Lage und Farbgebung der Tore an der Bootshalle.

Dort, wo heute die Hochwassermauer steht, stand bis 1989 eine Hecke aus hohen Bäumen: oben waren sie relativ dicht belaubt und ließen kein Licht durch und unten waren nur kahles Holz sichtbar. Der damalige Gebäudewart fand, es wäre Zeit für einen Neubeginn. Die ganzen Bäume wurden gefällt – von einer ganzen Truppe von Mitgliedern, die alle ohne gelbe Karte arbeiteten – die gab es nämlich damals noch gar nicht.

In Privatgärten ist es nicht viel anders. Kleine Tannen wurden vor Jahrzehnten gesetzt und wachsen jetzt ihren Gartenbesitzern deutlich über den Kopf. Sie bewerben sich deshalb bei der Stadt, dass sie ihre ehemals kleine Tanne vor Weihnachten der Stadt zum Geschenk machen dürfen z.B. für den Münsterplatz, weil das Fällen dann nichts kostet.

Dem Neubau des URCD-Leistungszentrums musste der eine oder andere Baum weichen, der restliche Bestand wurde aber nicht angetastet. Fast ein viertel Jahrhundert ist seit der letzten großen Fällaktion vergangen - Zeit, den Baumbestand auf dem URCD-Gelände mal wieder genauer unter die Lupe genommen. Wo 1989 noch eine ganze Truppe am Werk war, machte sich 2012 der Gebäudewart Hans-Jörg Stöhr praktisch ganz alleine ans Werk.

Etwas halsbrecherisch seilte er sich an den Bäumen an und dann ging es den Ästen einzeln an den Kragen, bis mehr oder weniger der Stamm übrig blieb. So ein Stamm hat unten aber bereits einen Umfang, für den eine normale Motorsäge eigentlich zu klein ist. Der Gebäudewart konnte nach der Arbeit mit der Säge mit einem Metallkeil auf der einen Seite und seinem Traktor am Zugseil auf der anderen Seite den Stamm der Esche zur Donau hin erst nach mehreren Versuchen "überreden", seine mehr oder wenig aufrechte Position aufzugeben.

Was machte ihm bei den Bäumen besonders Kummer? Einige wuchsen in zu geringem Abstand zu ihren Nachbarn. Es fanden sich auch bei manchen Bäumen bei genauerer Betrachtung kraterartige Wunden im Stamm durch Absterben der Rinde, die durch Bakterien und Pilze verursacht worden waren. Teilweise waren Seitenäste in der Krone abgestorben, manche waren durch Efeu stranguliert. Durch Astbruch könnten parkende Autos an der Bootshausstraße beschädigt werden. Zusätzlich wurden durch Samenwurf ständig Regenrinnen übermäßig verstopft.

So eine Fällaktion macht aber auch die Neugestaltung der Grünflächen möglich. Durch die Verlegung des Eingangs zur Gaststätte von der Bootshausstraße her ist dort sowieso eine zusätzliche Neugestaltung erforderlich. Erste Maßnahme: aus dem verbliebenen Baumrest soll ein Sägebildhauer das URCD-Logo von 1987 formen – den Ruderer, der einen Riemen hält.

Was passiert mit dem Holz? In der Summe sind jetzt rund 11 Raummeter Stammholz verfügbar. Davon sind 7,5 Raummeter bereits reserviert (Stand: Anfang März). Den Preis pro Raummeter von 30 Euro würde man erzielen, wenn man das Holz über ebay verkaufen würde. Wer sich vom verblieben Holz eine "Scheibe" abschneiden möchte, wende sich bitte an Gebäudewart Hans-Jörg Stöhr.

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