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18 Meter lange Spende

von Hanskarl v. Neubeck

Vier Boote auf dem Weg in die kroatische Stadt Vukovar

Vier Boote sind jetzt auf dem Weg nach Vukovar. Mit den Booten ist eine Botschaft verbunden: Die Ulmer reden nicht nur, sie leisten auch praktische Hilfe.

Beide Städte liegen an der Donau, genau 1250 Flusskilometer von einander entfernt. Und auch die Schicksalsschläge, die Ulm und das kroatische Vukovar im 20. Jahrhundert erlitten, sind vergleichbar: Beide Städte wurden zerstört, Vukovar noch weit schlimmer als Ulm. Im Fall Vukovar liegt der Krieg erst 10 Jahre zurück. Dort sind die Kriegswunden noch nicht verheilt.

Vom Ruderclub Vukovar, einem sportlichen und auch gesellschaftlichem Zentrum der Donaustadt, ist fast nichts übriggeblieben. Als die Serben 1991 angriffen, konnten einige wenige Boote zum Jarun See in Zagreb weggeschafft werden. Was zurückblieb, wurde im Krieg vernichtet.

Nun hat der Ulmer Ruderclub Donau aus seinen Beständen vier Boote gestiftet: einen Rennachter, einen Doppelzweier und zwei Einer. Das ist eine ansehnliche Spende (auch wenn die Einer nicht makellos sind, sondern repariert werden müssen), mit Sicherheit mehr wert als ein paar Tropfen ins Donauwasser.

Sportler aus Kroatien waren gestern in Ulm/Neu-Ulm, wo sie von Johanna Kienzerle und Raimund Hörmann, den Vorsitzenden des Ulmer Ruderclubs Donau, begrüßt wurden. Die Aufgabe, die Boote auf dem Landweg nach Vukovar zu bringen, ist nicht problemlos. Es braucht wegen des Transits durch Slowenien jede Menge von Zollformularen und natürlich auch eine gute Portion Fahrgefühl, denn der Achter ist immerhin 18 Meter lang.

Zwei der Gäste, Boris Bajrak und Damir Barisic, sind als Ruderer nicht nur mit Vukovarer Donauwasser gewaschen. Während des jugoslawischen Bürgerkriegs lebten beide in Süddeutschland. Sie ruderten für Bad Waldsee und saßen im Vierer ohne Steuermann, der 1994 beim Ulmer Donau-Cup gewann.

Damir Barisic arbeitet heute als Rudertrainer in Dalmatien, in Kaštela bei Split, und genießt die Unterstützung eines potenten Sponsors, der glaubt, dass sportliche Betätigung der beste Weg ist, Jugendliche von der Drogenszene fernzuhalten. Ähnlich gut hat es Boris Bajrak in Vukovar nicht. Dort steht man vor einem Neubeginn. Aber Bajrak ist optimistisch, dass der Wiederaufbau des Bootshauses unter dem neuen Vorsitzenden Slafhauzer vorankommt früher lautete dessen Familienname Schlafhauser, den vor dem 2. Weltkrieg betrug der Anteil deutschstämmiger Bürger in Vukovar 35 Prozent).

Im Moment hat der traditionsreiche Ruderclub (gegründet 1912) 50 Mitglieder. Sie sitzen in Vukovar auf dem Trockenen, weil dort Ruderboote fehlen. Das ändert sich nun, dank der Ulmer Hilfe. Angestoßen wurde sie von Hartmut Cohrs, einem Ulmer, der die Vukovarer Nöte aus nächster Nähe kennt. Hartmut Cohrs leitet in Vukovar das Büro der OSZE (der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), die darüber wacht, dass der Aufbau in Kroatien nach demokratischen Regeln erfolgt und die Rechte der verbliebenen Serben nicht beschnitten werden.

Bei Vukovar läuft die Staatsgrenze zwischen Kroatien und Serbien mitten durch die Donau. Mittlerweile sind die politischen Konflikte so weit abgeklungen, dass die Wiederaufnahme des Rudersports kein Risiko darstellt.

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