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Die Ulmer Schillerbrücke – letzte Überreste geborgen

Die Geschichte der Ulmer Schillerbrücke dauerte nur knapp 30 Jahre. 1928 wurde die Holzbrücke mit Steinpfeilern als Verbindung zwischen der Ulmer Schillerstraße und dem Neu-Ulmer Ufer eröffnet. Im April 1945 wurde die Schillerbrücke wie alle Donaubrücken zwischen Ulm und Neu-Ulm von der deutschen Wehrmacht gesprengt, um das Vorrücken der alliierten Streitkräfte etwas aufzuhalten. Einzig verbliebene Verbindung über die Donau war damals der Steg beim Kraftwerk Wiblingen, der bei der Sprengaktion übersehen worden war, weil er im Stadtplan nicht als Brücke verzeichnet war.

Schnell aber hatten amerikanische Pioniereinheiten Schiller- und besonders die Eisenbahnbrücke durch Holzbehelfskonstruktionen ersetzt. Die Trümmer aller gesprengten Brücken blieben zunächst in der Donau liegen, so dass hier kein Ruderbetrieb möglich war.

Die Frage ist, wurde zu dieser Zeit überhaupt gerudert, denn das URCD-Bootshaus aus Holz und die Bootshallen mit allen Booten war nach einem Fliegerangriff 1945 komplett abgebrannt. Lediglich einige wenige Gigboote, die zu ihrem Schutz im Boden eingegraben worden waren, hatten den 2. Weltkrieg einigermaßen heil überstanden.

Mit der Zeit ging der Wiederaufbau immer weiter, am Schwörmontag 1949 wurde die Herdbrücke wiedereröffnet, im Dezember 1950 die Gänstorbrücke, 1951 das neue URCD-Bootshaus aus Stein, das heutige DLRG-Haus, und am 17. Dezember 1954 die Ringbrücke, heute Adenauer-Brücke.

Da die provisorische Schillerbrücke sowieso nur noch eingeschränkt benutzbar war und jetzt drei neue Brücken dem Verkehr zur Verfügung standen, wurde die Schillerbrücke danach abgerissen. Alles? Nicht alles.

Den nicht mehr ganz so jungen URCD-Mitgliedern war die Gefahr bewusst, dass bei Niedrigwasser eine Art Fundamentrest der Schillerbrücke, möglicherweise eine Spundwand, nur ganz knapp unter der Wasseroberfläche endete, immer zu erkennen am gekräuselten Wasser ungefähr in der Mitte der Donau in Verlängerung der Schillerstraße. Konkret dazu hatte vor nicht allzu langer Zeit einer der resolut-Achter bei der Berührung mit diesem Ruinenrest das Schwert verloren, so dass er nicht mehr steuerbar war.

Zum letzten Mal war dieser Rest der Schillerbrücke in den Schlagzeilen, als dort am 4. Dezember 2016 URCD-Ruderer, die in diesem Bereich gekentert waren, die Leiche eines zuvor wochenlang vermissten Ulmer Journalisten entdeckt hatten, die sich dort unter Wasser verfangen hatte.

Durch die wochenlange Trockenzeit war der Wasserspiegel der Donau zuletzt so niedrig, dass am Samstag, den 28. Januar 2017 endlich einmal diese Gefahrenstelle beseitigt werden konnte. Ein normaler Raupenbagger war im Flussbett der Donau unterwegs und konnte diesen Rest der Schillerbrücke aus dem Flussgrund herausbaggern. Der SWR berichtete darüber in der Landesschau Baden-Württemberg vom 28.1.2017 (ab 10:53).

Hauptgefahrenpunkt bleibt nach wie vor die Eisenbahnbrücke, besonders seit sie vor einigen Jahren auf 4 Gleise erweitert  wurde. An zwei der Pfeiler wurden dafür die Fundamente so erhöht und verlängert, dass sie zwar bei Niedrigwasser aus dem Wasser ragen und leicht umschifft werden können, wenn sie aber nur knapp von der Donau überspült werden, kann es für Boote zu Bodenkontakt und Bootsschaden kommen, wenn nicht exakt die Mitte für die Durchfahrt gewählt wird.

Wer im Nachhinein ein Bild der Schillerbrücke betrachtet und sieht, wie wenig Platz deren zahlreiche Pfeiler für eine Durchfahrt boten, kann sich nur wundern, wie es überhaupt möglich war, da durchzurudern. Da musste man wirklich genau zielen.

Bilder: SWR Landesschau vom 28.1.2016

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