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Max Reinelt - Nachruf von der Trauerfeier

Nichts fällt im Leben so schwer wie das endgültige Abschiednehmen von einem Menschen, den wir kennen und schätzen gelernt haben, mit dem wir ein Stück des Lebens gemeinsam gegangen sind, dem wir uns persönlich verbunden fühlen.

Als Vertreter des Ulmer Ruderclubs, im Namen aller Mitglieder und der Vorstandschaft und auch ganz persönlich sprechen wir den Angehörigen unser tiefempfundenes Beileid aus.

Der unbarmherzige Tod von Maximilian erschüttert uns besonders stark. Er bedeutet das jähe Ende einer einzigartigen und unwiederholbaren Lebensgeschichte. Unsere Anteilnahme ist kein leeres Ritual, weil wir den Schmerz selber in uns tragen. Als uns die Todesnachricht zu Beginn dieser Woche erreichte, konnten und wollten wir es nicht wahrhaben.

Wir möchten für den Ulmer Ruderclub einige persönliche Worte der Wertschätzung und des Dankes über seine Verdienste um den Verein sagen und versuchen, die Faszination zu beschreiben, die von dem Menschen Maximilian ausging.

Maximilian war ein besonderer Mensch, er war ein leidenschaftlicher, begnadeter Ruderer, aber mehr als das, war er unser Freund und Ruderkamerad.

Er hat unserem Verein alles gegeben, als aktiver Sportler und als Freund, der gerade für die Probleme der jungen Ruderer immer ein offenes Ohr bzw. aufmunternde Worte übrighatte.

Die leidenschaftliche Hingabe für seinen Sport begann im Sommer 2002, als er mit 14 Jahren Mitglied im Ulmer Ruderclub wurde.

Mit seinem für ihn typischen Schmunzeln im Gesicht begründete Maximilian diesen Schritt folgendermaßen: "Meine Motivation, Sport zu treiben war zu dieser Zeit besonders hoch, da ich beim Waldlauf gegen meine Schwester verloren hatte."

Diese Motivation erkannte sein damaliger Trainer Björn Gehrmann. Der konnte ihm alles Wichtige so gut vermitteln, dass Maximilian schon zwei Jahre später zwei Titel bei den baden-württembergischen Meisterschaften und eine Silbermedaille bei der deutschen Jugendmeisterschaft gewinnen konnte.

Ab da war Maximilians leistungssportliche Karriere nicht mehr aufzuhalten: 2006 bis 2009 errang er zwei Silbermedaillen und einen vierten Platz bei den U23-Weltmeisterschaften. 2010 holte Cheftrainer Ralf Holtmeyer Maximilian in den Deutschland-Achter und damit an den Bundesstützpunkt Dortmund. Von da an war der junge Student bis 2016 fester Bestandteil im Deutschland-Achter.

In diesen sechs Jahren gewann er
zwei Weltmeistertitel,
drei Vize-Weltmeister-Titel,
fünf Europameisterschaften,
eine Gold- und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen
in London und Rio de Janeiro.

Gleichzeitig studierte er Humanmedizin an der Ruhr-Universität in Bochum.

"Ein Tag im Leben von Maximilian Reinelt" – ein Filmporträt auf youtube von 2011 zeigt sehr anschaulich, mit welcher Haltung er diesem Spagat begegnet ist. Wir haben sein verschmitztes Lächeln vor Augen, während er einen Alltag schildert, der eigentlich für zwei Leben gereicht hätte.

Die zahlreichen Verdienste und Erfolge, die Maximilian sich im Laufe seines zu kurzen Lebens erworben hat, sind beeindruckend. Viele hat fasziniert, mit welcher Leidenschaft, Ausdauer, auch Härte gegen sich selbst, er, grundsätzlich immer optimistisch, sein Leben in die Hand genommen hat.

Dies allein erklärt aber nicht seine Beliebtheit. Sie ist unserer Ansicht nach darin begründet, dass er eine persönliche Haltung der Bescheidenheit eingenommen und vorgelebt hat, dass er immer mit einer gehörigen Portion humorvoller Intelligenz die nötige Distanz zu sich und den Anforderungen an ihn auspendeln konnte.

Und auch in dieser traurigen Stunde können wir uns von der Vorstellung nicht ganz befreien, dass ihm zu unserer Feier bestimmt eine ironische, aber niemals respektlose Bemerkung einfallen würde.

Maximilian ließ nie den "feinen Maxe" raushängen, er war immer ein Freundlicher, Zugewandter, Zuvorkommender. Der Tanz um das Goldene Kalb war nie sein Ding. Er war bodenständig, gut geerdet und bescheiden.

Für viele Menschen weit über Ulm hinaus war er ein Vorbild dafür, dass Sport integer, wertbewusst und verantwortlich ausgeübt werden kann.

Ein reflektierter junger Mann hat uns gelehrt, eine klare Haltung zu bewahren, Prinzipien zu entwickeln und auch zu hinterfragen, wo nötig.

Wir beklagen den Verlust einer Leitfigur. Für uns, die wir uns heute von ihm endgültig verabschieden müssen, bleibt seine Lebensleistung als Vorbild: als Einzelner vollen Einsatz erbringen, sich dabei in die Gemeinschaft einordnen und in weniger bequemen Zeiten nicht aufzugeben. Das ist sein Vermächtnis, dem wir uns verpflichtet fühlen.

Wir trauern um einen wunderbaren Freund und Vereinskameraden. Er bleibt allen, die ihn kannten, unvergessen.

Maximilian, Du wirst uns sehr fehlen.


Der kommissarische URCD-Vorstand

(Nachruf von Raimund Hörmann sen. bei der Trauerfeier vom Freitag, 15.2.2019 auf dem Ulmer Hauptfriedhof)

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