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Wechselbad der Gefühle - Frauenachter und Hacker raus, doch die Jungen schaffen das Wunder

von Oliver Palme

Der Deutsche Ruderverband (DRV) hat heute drei Boote auf dem Weg zu den olympischen Finals verloren. Doch trotz der großen Niederlagen freuten sich die Verantwortlichen auch über die sensationelle Qualifikation vom jungen Männer-Zweier ohne und dem Männer-Vierer ohne. Der Vierer musste knapp 2 Stunden vor dem Rennen mit den beiden Ersatzleuten Richard Schmidt (Trier) und Marco Neumann (Magdeburg) besetzt werden, da sowohl Filip Adamski als auch Toni Seifert krankheitsbedingt über Nacht ersetzt werden mussten. DRV-Sportdirektor Michael Müller: "Es gibt im Rudern eigentlich keine Wunder, aber heute haben wir zwei erlebt. Selbst Ralf Holtmeyer hat mir bestätigt, dass er dies in 30 Jahren noch nicht erlebt hat."


Jubel im Männer-Vierer Foto: rudern.de

Marcel Hacker dagegen konnte in seinem Halbfinale nicht an die Leistung aus dem Viertelfinale anknüpfen. Er belegte den vierten Platz und musste sichin einem spannenden Rennen Lassi Karonen, Olaf Tufte und Tim Mayens geschlagen geben. "Die anderen drei waren heute einfach besser, da kann ich nichts machen. Ich habe versucht zu attackieren, hatte heute aber einfach die Beine nicht dafür. Ich habe am Anfang der Saison gesagt, dass hier sechs bis neun Skuller in das Finale fahren können und so ist es gekommen." 

Auch der Männer-Doppelzweier mit Clemens Wenzel und Karsten Brodowski aus Potsdam konnte sich mit einem sechsten Platz nicht für das Finale qualifizieren. Selbst die Goldfavoriten Cop/ Spik (SLO) und Waddell/ Cohen (NZL) mussten kämpfen, um hier nicht das Finale zu verpassen. Auch der Frauenachter schaffte es nicht, die Zielstellung zu erreichen. Nach einem harten Kampf ruderte man auf dem enttäuschenden fünften Platz ins Ziel und ist nun nicht für das Finale qualifiziert. Knapp 2 Sekunden fehlten im Ziel, um hier in den Kampf um die Medaillen am Sonntag eingreifen zu können.

Ein unglaubliches Rennen ruderten dagegen die Youngsters Tom Lehmann und Felix Drahotta. Sie fuhren das Rennen ihres Lebens und konnten auf den letzten 200m die Finalteilnahme mit einem dritten Platz sichern. Tom Lehmann: "Ich hätte es mir zu Beginn der Saison noch nicht einmal ansatzweise vorstellen können im Finale zu stehen. Der Glaube daran hat sich mit den Rennen gesteigert, der Wille in mir ist von Tag zu Tag gewachsen und jetzt haben wir unseren Traum wahr gemacht.

Felix Drahotta:" Ich habe vorher zu Tom gesagt: Bevor wir hier hinterher fahren, falle ich hier lieber nachher tot um. Alles oder nichts war die Devise, denn wir mussten nicht in das Finale fahren. Auf den letzten 300m war alles nur schwarz, ich wollte einfach nur durchbeißen. Ich habe gehofft, dass ich zur U23-WM kommen kann, aber Olympia hatte ich mir nicht vorgestellt.

Auch der Männer-Vierer ohne schaffte ein nie für möglich gehaltenes Wunder. Nachdem man vorher nur 4 KM rudern konnte, setzte man sich gegen die gesamte Weltelite durch und holte einen dritten Platz noch vor dem Goldfavorit in dieser Bootsklasse aus den Niederlanden. Schon 20m vor dem Ziel reckten Schlagmann Gregor Hauffe und Urs Käufer die Arme und die Höhe und jubelten.

Gregor Hauffe: "Ich dachte, dass wir nicht an die Leistung anknüpfen können. Doch die Jungs haben das herausragend gemacht, wir hatten als Marschroute: "Alles oder Nichts"! Wir wollten uns nicht auf den Endspurt verlassen und sind so lange wie es geht auf dem Gas gegeben."

Urs Käufer: "Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, das ist der absolute Wahnsinn. Wir sind heute morgen noch davon ausgegangen, dass wir mit Filip und Toni das Rennen fahren. Dann setzen wir uns mit den Ersatzleuten rein und fackeln im Rennen so ein Ding ab, das kann ich einfach nicht glauben. Ich habe gehofft, dass wir uns nicht völlig abschippern lassen. Unfassbar, auf den letzten 200m habe ich nur noch gedacht: Finale, Finale!"

Richard Schmidt: "Ich kann es nicht glauben, wir wollten nichts und sollten einfach nur gut rudern. Von Anfang an waren wir dabei, haben gebissen und gebissen. Ich hatte Schiss, dass der Endspurt zu hart wird. So einen Endspurt bin ich noch nie gefahren."

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