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Abriggern für Peking

von UTE GALLBRONNER

Urs Käufer erholt sich in den letzten vorolympischen Tagen

Urs Käufer und seine Ruder-Kollegen sitzen auf dem Trockenen. Die Boote der deutschen Olympioniken werden heute in Peking erwartet. Die Athleten sollen sich bis zum Abflug morgen schonen.

"Hände weg von Riemen, Rädern und Hanteln", diese Devise hat Trainer Ralf Müller seinem Vierer mit auf den Weg gegeben. Es wird den Ruderern schwer fallen, nachdem sie einen Monat lang jeden Tag in Breisach geschuftet haben. In den letzten Stunden vor dem Abflug in Richtung Peking ist höchstens ein wenig Laufen angesagt. Der Ulmer Urs Käufer, Filip Adamski, Gregor Hauffe und Toni Seifert sollen sich noch einmal erholen.

Zu diesem Zwecke ist Käufer nach Bochum zu Freundin Jasmin gefahren. Morgen hebt dann in Frankfurt der Flieger ab. Bereits am 9. August, einen Tag nach der Eröffnungsfeier, steht der Vorlauf an. Da drängt sich die Frage auf, ob die Crew zur Eröffnungsfeier geht. "Natürlich will ich dabei sein. So etwas erleb ich vielleicht nie wieder", sagte Käufer zuletzt in Breisach. Aber es sind auch Bedenken aufgekommen, denn die Feier am Freitag Abend bringt stundenlanges Stehen in voraussichtlich brütender Hitze mit sich - eine ideale Vorbereitung auf einen olympischen Wettkampf sieht anders aus. Die Entscheidung wird erst vor Ort in Peking getroffen. Gemeinsam, denn der Teamgeist ist das, was die Crew auszeichnet - zumindest betonen das alle vier immer wieder.

Einen ganzen Monat lang wurde im Trainingslager in Breisach zuletzt geschuftet. Zum Abschluss gabs dann am Sonntag noch ein Relationsrennen auf dem aufgestauten Rhein gegen den Achter und den leichten Vierer. Das leichte Quartett wurde zuerst losgeschickt, drei Sekunden später die schweren Jungs und wieder zwölf Sekunden danach das Flaggschiff. Am Ende hatte der Achter eine Länge Vorsprung, für die Vierer-Crew Grund zufrieden zu sein. Bei diesem letzten Test hatten sich alle noch einmal völlig ausgepowert, kurze Zeit hatte vor allem Schlagmann Filip Adamski mit den Folgen zu kämpfen. Er hatte ja in der Vergangenheit massive gesundheitliche Probleme bei extremer Belastung bekommen. "Aber das haben wir im Griff", sagt Teamarzt Uli Kau. Adamski hat seine Ernährung umgestellt. "Vor allem haben wir meine Trinkgewohnheiten verändert", meint er augenzwinkernd. Viel Flüssigkeit muss rein in den Körper.

Nach kurzer Erholung am anderen Ufer und weiteren vier Kilometern lockeren Ausruderns, war auch "der Pole" wieder fit. Die Reise nach Peking - der Vierer ohne Steuermann tritt sie optimistisch an. Bereits auf dem Weg sind die Boote. Abriggern, war am letzten Tag im Schwarzwald angesagt. Frei übersetzt: Alles wird abgeschraubt, was irgendwo wegsteht oder rausfallen könnte, der Rest festgeklebt. Danach wurden die nackten Boote auf den Hänger verladen, mit dem sich Schmitz auf den Weg nach Luxemburg machte, von wo aus es mit überlangen Frachtflugzeugen der Bundeswehr nach Peking ging. "Die machen nicht mehr als 500 km/h", lästert Sportsoldat Käufer - es kann also dauern. Schmitz jedenfalls ist dabei, nimmt die wertvolle Fracht in Peking in Empfang und bringt sie in den wenige Kilometer vom Flughafen entfernten Sunyi Ruderpark. Die Athleten folgen morgen.

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