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Der bärenstarke Hänfling

von UTE GALLBRONNER

Ruderer Urs Käufer beim Weltcup-Finale in Posen

Vor zwei Jahren katapultierte sich Urs Käufer mit seinen Vierer-Kollegen in die Weltspitze. Silber bei der WM in Eton. Es folgte ein Durchhänger 2007, aber jetzt gibt der Neu- Ulmer wieder Vollgas.


2006 war er Vize-Weltmeister in Eton, 2008 ist Peking das Ziel: Urs Käufer vom Ulmer Ruderclub Donau. Foto: Caob  

Für das renommierte Flaggschiff, den Deutschland-Achter, wurde Urs Käufer als für zu leicht befunden. Mit mageren 85 Kilogramm Gewicht ist er für Ruder-Verhältnisse eben ein Hänfling, ähnlich wie seine Kollegen Filip Adamski, Gregor Hauffe und Toni Seifert. Vor zwei Jahren setzten die Trainer sie zusammen in ein Boot -, und da sitzen sie heute noch und wollen auch nicht mehr raus.

"Ich will in Peking in einem Riemenboot sitzen", das hatte Urs Käufer gesagt, als er im September 2004 nach dem Abitur ans Leistungszentrum nach Dortmund umzog und sich bei der Sportförder-Kompanie der Bundeswehr meldete. Sein Trainer beim Ulmer Ruderclub Donau, Christian Viedt, folgte ihm ein Jahr später. Jetzt stehen beide vor dem Abflug nach China.

Dabei hatte es im vergangenen Jahr gar nicht gut für den 23-Jährigen ausgesehen. Denn auf das überraschende WM-Silber 2006 folgte die Krise. Schlagmann Adamski war lange krank, der junge Mann "mit dem irrsinnigen Gefühl im Arsch" (Zitat Käufer), war nach extremen Belastungen einfach zusammen gebrochen. Doch er bekam das Problem in den Griff, mit Platz neun bei der Heim-WM in München wurde der Startplatz für Peking gesichert.

Den Winter über schuftete Käufer im Kraftraum, auf dem Ergometer und auf Langlauf-Skiern in St. Moritz. Die ersten Tests im Wasser liefen gut, die Kraft-Werte stimmten, und trotzdem gabs ein Problem - die Konkurrenz. Da Achter-Trainer Dieter Grahn sich für seine alten Recken und gegen die nachrückende Generation entschieden hatte, blieb ein starkes Quartett um Schlagmann Mathias Flach übrig. Das forderte Käufer und Co..

Trotz freundschaftlicher Bande waren die acht Männer plötzlich erbitterte Konkurrenten. Eine ungute Situation, mit der sie nicht recht umgehen konnten. Zumal die Boote nahezu gleich schnell waren, sich nur Hundertstel nahmen. Die Plätze fünf und sechs bei den Weltcups standen für Käufer und Co. zu Buche, sie waren mittendrin in der internationen Konkurrenz.

Aber der Showdown in Polen fällt aus, denn Flach und seine Mannen sitzen seit dem 4. Juni im Achter. Dort, wo sie immer hin wollten. Dort, wo Urs Käufer und seine Kollegen nicht hinpassen. Nicht mit ihrem Gewicht und nicht mit ihrer Art zu rudern. Käufer, Hauffe und Seifert sind in der Lage, die manchmal eher unkonventionellen Vorgaben Adamskis aufzunehmen, umzusetzen und mitzugehen. Ihr Schlussspurt auf den letzten 500 Metern der 2000 Meter langen Strecke ist berüchtigt - wenngleich der Überraschungseffekt inzwischen fehlt.

Am Montag benennt der deutsche Ruder-Verband seine Peking-Reisenden. "Wenn sie nicht ganz hinten fahren, dann sind die vier dabei", sagt Viedt. Auch der inzwischen für das Quartett verantwortliche Leverkusener Vereins-Coach Ralf Müller hat daran keine Zweifel: "Sie haben sich in einem dichten Weltklasse-Feld behauptet, in dem zwischen dem ersten und dem zwölften Rang nur eine Bootslänge liegt."

Das will Käufer auch von morgen an in Posen schaffen. "Wir wollen ins Finale", kündigt er selbstbewusst an. Dann könnte er das Ticket nach China buchen.

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