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Deutschland-Achter neue Herausforderung - Trainer Viedt zieht's nach Dortmund

von UTE GALLBRONNER

Die Ulmer Ruderer müssen sich von ihrem Cheftrainer verabschieden: Christian Viedt wird Assistent von Bundestrainer Dieter Grahn am Olympiastützpunkt Dortmund. Damit redet er künftig ein gewichtiges Wort mit, wenn es um die Plätze im Deutschland-Achter geht.


Nur selten im Blickpunkt, aber meist erfolgreich: Trainer Christian Viedt.  Archivfoto

DORTMUND/ULM. Als Michael Müller, Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes (DRV), bei Christian Viedt anrief, musste der Ulmer Trainer nicht lange über das ihm unterbreitete Angebot nachdenken. Assistent von Bundestrainer Dieter Grahn am Olympiastützpunkt in Dortmund - das ist so etwas wie das zweithöchste Trainer-Amt im Lande, wenn es um den Riemenbereich geht. "Es ist eine riesige Herausforderung. Das ist zwei Klassen über dem, was ich bis jetzt gemacht habe", sagt Viedt.

Eine Tatsache, die auch die Verantwortlichen des Ulmer Ruderclubs Donau (URCD) akzeptierten. "Mit war klar, dass der DRV neue Trainer sucht. Mir war auch klar, dass sie auf ihn kommen werden. Wenn jemand so motiviert ist und so eine Chance bekommt, dann darf man ihm keine Steine in den Weg legen", sagt der sportliche Leiter Raimund Hörmann.

Fast 13 Jahre war Viedt in Ulm. Als der Niedersachse damals an die Donau kam, hat er sogar die Mentalitätsunterschiede überbrückt, was wahrlich nicht jedem gelingt. "Er hat so gearbeitet, wie wir Schwaben uns das vorstellten: effektiv", sagt Hörmann. Der erste Erfolg kam mit Claudia Barth, die 1993 bei der Junioren-WM in Oslo Gold holte und 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney auf den sechsten Platz ruderte. Viele Jugendliche führte Viedt nach oben: Sie brachten es zusammen auf zehn WM-Medaillen.

Wenn Viedt vom Rudern spricht, steckt enormes Fachwissen dahinter. Er hat die körperlichen Werte seiner Athleten parat, ist aber eine vehementer Verfechter der Meinung, dass im Boot nicht unbedingt die physisch Stärksten sitzen müssen. Schlaglänge, Rhythmusgefühl und nicht zuletzt die Psyche der Athleten - Parameter, die dem Lüneburger wichtig sind, um zu beurteilen, ob ein Boot läuft oder nicht.

Hat er sich bislang oft der Entscheidung der Bundestrainer-Kollegen beugen müssen, sitzt Viedt nun auf der anderen Seite des Hebels, wenn er auch mit der U23 und Junioren nur in Ausnahmefällen zu tun hat. "In Dortmund wird es eine ganz andere Arbeit als in Ulm. 16 der 20 Mitglieder des A-Kaders sind dauernd hier. Mit denen werde ich mich täglich befassen", schildert Viedt seine Aufgabe. Arbeit mit fertigen Athleten statt junge Sportler von Klein auf zu formen.

Nur der Erfolg zählt

"Gemessen werde ich allein am Erfolg. Aber das ist ja in der freien Wirtschaft genauso", sagt Viedt. Zwar ist es in erster Linie Grahn, der den Kopf hinhalten muss, wenn der Deutschland-Achter wie zuletzt in Athen an den Medaillen vorbeirudert, aber auch für Viedt ist die Leistung des Flaggschiffs maßgeblich. Obwohl er auch für die kleineren Boote verantwortlich ist, Viedt geht nicht im Groll. "Ich bin persönlich in Ulm weitergekommen. Vor allem die Zusammenarbeit mit Raimund Hörmann hat mir viel gegeben. Es war immer professionell", sagt der 37-Jährige. Deshalb ist er länger geblieben als die ursprünglich angedachten sieben Jahre. "Aber irgendwann wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem es nicht mehr weitergeht. Da ist es besser man geht rechtzeitig", sagt Viedt - zumal bei so einem Angebot.

Viedts Nachfolge ist bereits geklärt. Uwe Hallm, seit Jahren in Stuttgart Trainer und sportlicher Leiter, wird an die Donau wechseln. Zuletzt war er nur halbtags in Sachen Rudern unterwegs, arbeitete als Ingenieur. In Ulm wird er jetzt einen Vollzeit-Job haben.

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