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Eine Fernbeziehung mit gutem Gefühl

von UTE GALLBRONNER

Kerstin Hartmann startet durch

Kerstin Hartmann ist wieder da. Die 20-Jährige Ulmer Ruderin will mit ihrer Rostocker Partnerin Marlene Sinnig den deutschen Meistertitel holen. Dafür haben sie seit Ostern intensiv trainiert.

Gestern war Kerstin Hartmann auf dem Weg zurück nach Ulm. Seit Ostern hat sie täglich mit der Marlene Sinnig trainiert. Für die beiden ein Luxus, denn seit sie vor einem Monat zusammen in den Zweier gesetzt wurden, führten sie eine sportliche Wochenend-Beziehung.

Eigentlich wollte der Bundestrainer die 26-jährige Rostockerin mit einer anderen Partnerin zusammenstecken, zumal Kerstin Hartmann nicht mit ins Trainingslager durfte. "Meine Ergo-Werte waren zu schlecht", sagt die 20-Jährige. Doch Marlene Sinnig pochte auf ihr Bauchgefühl, und das sprach für die Ulmerin. Wie recht ihr Bauch hatte, zeigte der Sieg beim Langstreckentest in Leipzig: Die beiden fuhren über 6000 Meter allen davon.

"Auch wenn sie relativ leicht ist und man es ihr nicht unbedingt ansieht, sie bringt ordentlich Power ins Boot und vor die Kelle", lobt Schlagfrau Marlene Sinnig ihre Partnerin nach dem Überraschungssieg. "Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass ein paar Boote vor uns währen", erinnert sich Kerstin Hartmann. Beispielsweise Nina Wengert und Katrin Reinert, mit der Kerstin Hartmann 2006 Junioren-Weltmeisterin war. Die beiden zählten zu den Geschlagenen.

Die Heilbronnerin hat den Übergang zu den Aktiven schon geschafft, war in Peking dabei, während Kerstin Hartmann sogar die Qualifikation für den U-23-Achter verpasste: "Natürlich war ich enttäuscht und hab überlegt, ob ich aufhöre. Aber dann hab ich mir gedacht, das wäre ja Schwachsinn." Die Studentin machte weiter, auch wenn es im Bootshaus beim Ulmer Ruder-Club Donau einsam geworden war im Winter: "Der Max Reinelt war weg, einige haben aufgehört, ich musste sehr viel allein machen. Insgesamt hab ich weniger, aber intensiver trainiert. Das hat mich für die Tests abgehärtet."

Die sportlichen Enttäuschungen hat sie als "ganz wichtige Erfahrung" abgehakt. Jetzt ist Kerstin Hartmann zurück in der Erfolgsspur. Nächstes Ziel: Die deutsche Kleinbootmeisterschaft in einer Woche. "Natürlich wollen wir gewinnen. Wenn wir das schaffen, ist für mich alles locker", sagt die 20-Jährige. Dann lockt die Chance im Zweier zur WM zu fahren. Sonst bleibt die Option Achter.

Gestern gab's die Vorbelastung in Köln gegen die anderen Boote, die am Dortmunder Stützpunkt trainieren, und da waren Sinnig/Hartmann wieder richtig gut. "Wir haben gewonnen", erzählt die Ulmerin, die sich dennoch klar ist, dass die 2000 Meter in Brandenburg alles andere als ein Selbstläufer werden.

Auch Urs Käufer war beeindruckt von der Vereinskollegin. Richtig gut gelaufen sei das Boot, sagt der 24-Jährige anerkennend. An einen Umzug nach Dortmund, wie ihn Käufer und jetzt auch Max Reinelt gewagt haben, denkt Kerstin Hartmann trotzdem nicht. Sie studiert Mathe und Biologie an der Uni: "Da bleib ich erst mal, da fühl ich mich wohl, und das ist alles gut so."

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