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WM 2007: Gegenwind raubt dem Endspurt die Kraft

von UTE GALLBRONNER

Der deutsche Vierer verpasst knapp den Einzug ins WM-Finale. Unglückliches Ende einer missratenen Saison - Olympia-Qualifikation als neues Ziel

Der deutsche Vierer hat den Einzug ins Finale bei der Ruder-Weltmeisterschaft in München verpasst. Entsprechend enttäuscht war der Ulmer Urs Käufer. Am Ende fehlte zwar nur eine Sekunde, aber das passte irgendwie zu dieser ziemlich verkorksten Saison.

Halbfinal-K.o. (von links): Philip Adamski, der Ulmer Urs Käufer, Toni Seifert und Gregor Hauffe. Foto: dpa  

Der Endspurt des deutschen Vierers ohne Steuermann ist beeindruckend. Das war gestern auf der olympischen Regattastrecke von Oberschleißheim nicht anders. Als das deutsche Boot auf den ersten 1000 Metern hoffnungslos hinterherpaddelte, bei 1500 Metern gar 6,65 Sekunden hinter den führenden Neuseeländern lag, ging ein enttäuschtes Raunen durch die Reihen der deutschen Zuschauer.

Als dann aber Schlagmann Filip Adamski die Schlagzahl erhöhte, das Boot erst an den Iren, dann an den Australiern vorbeiflog und sich Schlag für Schlag den Slowenen näherte, schöpften auch die Fans Hoffnung. Sie brüllten, schwenkten ihre Fahnen - und wurden doch enttäuscht. Zu früh kam das Ziel. Die Sportler sanken erschöpft zusammen, Stille auf der Tribüne.

Dieses Mal hatte es nicht gereicht. "Bei Gegenwind zieht sich das alles weiter auseinander. Da werden dann auch bei den Jungs die Arme immer länger. Da können sie einfach nicht so viel aufholen", hatte Trainer Christian Viedt das Problem schon unmittelbar nach dem Rennen erkannt. Der Endspurt war also nicht etwa zu spät gekommen, sondern die Kraft reichte nicht aus. So sieht es der Coach, und der Athlet gibt ihm recht.

"Bei Mitwind hätten wir das Rennen vielleicht gewonnen. Aber das zählt nicht. Alle hatten die gleichen Bedingungen, mit denen muss man zurechtkommen", sagte Käufer. Weil er, Adamski, Toni Seifert und Gregor Hauffe mit ihren durchschnittlich 85 Kilos zu den Hänflingen der Szene zählen, haben sie schlechtere Karten, wenn der Wind von vorn kommt. "Das haben wir nicht oft. Meistens bläst es von hinten, so sind die Anlagen gebaut", sagt Viedt. Dass ausgerechnet an diesem Tag alles anders war als erhofft, passt zu einer Saison, die wegen des Ausfalls von Adamski ohnehin zum Verzweifeln war.

Es spricht für die Vier, dass sie nie aufgesteckt haben, auch gestern nicht. "Wir hatten uns geschworen, dass wir nicht nachlassen, egal wie weit wir hinten sind", erzählt Käufer: "Aber die anderen sind wie verrückt los, und wir sind einfach nicht rangekommen. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es am Ende überhaupt noch so eng wird." Etwas mehr als eine Sekunde fehlte zum dritten Platz. Die Zeit von 6:16,56 Minuten hätte im anderen Halbfinale gereicht. "Aber eigentlich soll man das nicht vergleichen", sagt Käufer und tut es ein bisschen doch. Ärgern muss erlaubt sein.

Trotz der Enttäuschung klatschten sich die vier ab, nachdem sie am Bootssteg angelegt hatten, umarmten sich kurz. Der Teamgeist ist intakt und so wollen sie morgen alles dran setzen, um den Startplatz für Peking zu sichern. Dafür müssen sie fünfte im B-Finale werden. Nicht einmal das wird einfach in dieser Bootsklasse. "Ich hab gewusst, dass es ein starkes Feld ist, aber dass es so hart wird, hab ich nicht gedacht", sagt Käufer, der am Stützpunkt in Dortmund lebt und trainiert.

Mehr Nationen wollen in diesem vorolympischen Jahr mitmischen und nahezu alle sind stärker geworden im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Für Käufer geht es jetzt in den Urlaub. Im Oktober beginnt die Vorbereitung auf das Olympiajahr. Dann heißt es ranklotzen. Der Kampf um die Rollsitze beginnt aufs Neue. Die Nominierung für diese WM hat der Vierer zwar gerechtfertigt, obwohl es nicht zum Finale gereicht hat. Aber die Konkurrenz ist dem Quartett in der unglücklich verlaufenen Saison auf den Pelz gerückt.

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