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Harmonie auf der Donau und im Konzertsaal

von UTE GALLBRONNER

Claudia Reinelt und Theresa Hanke bilden ein perfektes Duo in vielen Lebenslagen

Der URCD braucht kein Weihnachtsorchester - Neue Einsichten für den erfahrenen Trainer.

Ruderer brauchen Kraft, Durchhaltevermögen und auch ein gutes Taktgefühl. Beim Donau-Cup bewiesen Claudia Reinelt und Theresa Hanke einmal mehr, dass sie über all das verfügen. Trotzdem wird der Ulmer Doppel-Zweier für internationale Einsätze als zu leicht befunden.


Gutes Taktgefühl ist gefragt. Im Mixed-Achter saß Claudia Reinelt (ganz hinten) einmal ohne ihre Partnerin Theresa Hanke. Foto: Volkmar Könneke

Claudia Reinelt war in der vergangenen Saison die erfolgreichste Sportlerin im Dress des Ulmer Ruder-Clubs Donau (URCD). Bei der Kurzstrecken-Regatta in der Friedrichsau war das nicht anders: Fünf Starts, fünf Siege lautete ihre Bilanz. Da verwundert es nicht, dass die zierliche 16-Jährige von größeren Erfolgen träumt: "Einmal bei einer WM starten, das wäre schön." Eigentlich hätten sie und ihre Partnerin Theresa Hanke die besten Voraussetzungen dafür. Im vergangenen Jahr fuhren sie bei den B-Juniorinnen im Doppel-Zweier der Leichtgewichte allen Konkurrentinnen davon. Jetzt sind sie eine Altersklasse hoch gerückt, landeten bei der deutschen Meisterschaft gegen die ältere Konkurrenz trotzdem auf dem dritten Platz.

"Unser Pech ist, dass wir Leichtgewichte sind. Wir fahren zwar in einer olympischen Bootsklasse, aber gefördert wird erst im Seniorenbereich", erzählt Claudia Reinelt: "Wir müssen eben durchhalten bis dahin. Bis wir mit der Schule fertig sind, bleiben wir auf jeden Fall dabei." Drei Jahre hat sie am Humboldt-Gymnasium noch vor sich. Die 17-jährige Theresa Hanke geht in die elfte Klasse am Schubart-Gymnasium.

Im Frühling und Sommer heißt es nach der Schule drei Stunden trainieren, am Wochenende oft doppelt so lang. Im Winter wird an den Grundlagen gearbeitet. "Wenn sie am Abend heimkommen, sind sie platt", erzählt Mutter Reinelt, die selbst Leichtgewichts-Ruderin war. Da verwundert es nicht, das zwei der drei Söhne auch im Boot sitzen.

Maximilian, der Älteste, fehlte gestern. Er bereitet sich auf die U-23-WM in Glasgow vor. Dort hat sich der 18-Jährige in seinem ersten Jahr in dieser Altersklasse gleich einen Platz im Flaggschiff erobert. Seine Attribute, ganz im Gegensatz zur Schwester: Ein Bär von einem Kerl mit gigantischen Ergometer-Werten. Der 14-Jährige Georg ist ebenfalls unter den Fittichen von URCD-Nachwuchstrainer Björn Gehrmann und ähnelt von den Anlagen her seinem Bruder.

Trotzdem hält sich der sportliche Ehrgeiz bei der Familie Reinelt in sehr gesunden Grenzen. Die Kinder fühlen sich wohl im Verein, sie sollen rudern, so lange es ihnen Spaß macht. Dabei wissen sie ganz genau, dass die berufliche Ausbildung immer Vorrang hat. "Wenn beides zusammen geht, ist das gut. Wenn nicht, dann haben sie eine schöne Zeit gehabt", sagt die Mutter. Sie hat keines ihrer Kinder zum Rudern geführt. Maximilian und Claudia wurden von den URCD-Trainern in der Schule angesprochen.

Es ist ein enormer Trainingsaufwand, den die jungen Sportler auf sich nehmen. Aber nicht nur die Reinelt-Kinder pflegen neben dem Sport die Liebe zur Musik. Saxophon, Klavier, Querflöte, Oboe - alles ist im URCD-Angebot. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass es bei der Weihnachtsfeier keine Band braucht - da macht der Nachwuchs das Vereinsheim zum Konzertsaal.

Da kann sogar Trainer Björn Gehrmann, der akribisch über die sportlichen und schulischen Leistungen wacht, noch etwas lernen. Max Reinelt etwa hat ihm das Innenleben einer Kirchenorgel gezeigt, die er ebenso glänzend bearbeitet wie sein Ruder. Das Duo Reinelt/Hanke harmoniert nicht nur als Doppel-Zweier auf dem Wasser hervorragend, sondern auch als Streicher-Duett. Profiteur einmal mehr der Trainer: Gehrmann bekam zum 60. Geburtstag ein Ständchen mit Bratsche und Cello.

Bis zu den Landes-Meisterschaften Ende des Monats spielt die Musik aber die zweite Geige bei den Leichtgewichten. Im Winter werden sie sich dann vorbereiten auf eine weitere Übergangssaison - und darauf warten, dass sie endlich alt genug sind für höhere Weihen.

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