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Erfolg über dem Teich

von UTE GALLBRONNER

Caroline Leibinger hamstert am College Auszeichnungen. Trainieren und Studieren gehen in den USA unter einen Hut

Caroline Leibinger hat Ulm vor drei Jahren den Rücken gekehrt und ist nach Oregon gegangen - zum Rudern und zum Studieren. Vor wenigen Tagen wurde sie als eine der besten College-Ruderinnen der USA ausgezeichnet. Eine Karriere, die hierzulande nicht möglich gewesen wäre.


Caroline Leibinger hat den guten Ruf des Ulmer Ruderclubs Donau über den großen Teich getragen. Foto: OBU

Es war im August 2002 in Litauen. Da saß die Ulmer Ruderin Caroline Leibinger hinter ihrer Teamkollegin Nina Hengartner im ungesteuerten Vierer, der bei der Junioren-Weltmeisterschaft die Silber-Medaille gewann. Eine weitere Ulmer Karriere im Trikot der deutschen Nationalmannschaft deutete sich an, aber es wurde nichts daraus - zumindest bis jetzt nicht.

Denn Caroline Leibinger zog es in die USA. Sie folgte dem Ruf der Scouts der Oregon State, die für ihr College nach Talenten Ausschau halten - bevorzugt bei Junioren-Weltmeisterschaften. Das Angebot war verlockend: Studieren und Rudern unter professionellen Bedingungen. "Ich selbst war damals ja noch unsicher, aber meine Mama hat gleich gesagt: Mach es", erinnert sich Caroline Leibinger an die Zeit der Entscheidung. Also machte sie es: Direkt nach dem Abitur am Hildegard-Gymnasium packte sie die Koffer und zog nach Oregon. Ein Schritt, den sie nie bereut hat.

Siebenmal pro Woche trainiert Caroline Leibinger jetzt, davon dreimal am Vormittag. In Deutschland undenkbar. "Rudern steht hier ganz hoch im Kurs", erzählt die Sportlerin. 60 bis 70 College-Teams gibt es, die regelmäßig ihre Wettkämpfe austragen. Seit drei Jahren ist die 22-Jährige nun "drüben", und sie gehört sowohl in ihrem Business-Studium als auch im Boot zu den Besten. Unzählige Auszeichnungen zeugen davon.

Jetzt wurde die Schlagfrau des Oregon-Achters nicht nur in die "All West Region"-Auswahl berufen, sondern auch als eine der besten College-Ruderinnen überhaupt ausgezeichnet. Eine Ehre, die vor ihr nur drei Athleten ihrer Schule zu teil geworden war. "Caroline ist ein Vorbild für ihre Teamkolleginnen. Die Ausdauer im Training und ihr Wunsch, herausragende Leistungen zu bringen, sind beispielhaft", lobt Cheftrainer Charlie Owen.

Die Abstecher nach Deutschland sind für die Studentin kurz geworden. "Zwei, drei Wochen im Sommer. An Weihnachten war ich dieses Mal nicht daheim, sondern in Kanada", erzählt Caroline Leibinger: "Da fällt es natürlich schwer, Freundschaften zu pflegen." Aber zum Glück gibt's ja Internet und Mails, so hat sie mit einigen aus ihrer Zeit beim Ulmer Ruder-Club Donau, dessen Vorsitzender ihr Vater Michael jahrelang war, noch guten Kontakt. Mit ihrer früheren Partnerin Nina Hengartner oder auch mit Urs Käufer und Raimund Hörmann.

Bereut hat sie den Schritt in die USA nie. "Das, was ich hier gemacht habe, wäre in Deutschland doch gar nicht möglich gewesen. Entweder du ruderst, oder du studierst, sonst kommt nichts Gescheites raus. Hier geht beides", sagt Caroline Leibinger. In diesem Jahr macht sie ihren ersten College-Abschluss, dann stellt sich unweigerlich die Frage: Was kommt?

"Ich weiß es wirklich noch nicht", sagt die 22-Jährige. Die Optionen sind klar: Weiter studieren in den USA oder zurück nach Deutschland. Seit sie den Schritt über den Großen Teich gewagt hat, hat Caroline Leibinger in den Planungen der deutschen Nationaltrainer keine Rolle mehr gespielt. "Die bestehen darauf, dass man das ganze Jahr über in Deutschland ist", sagt die Ulmerin: "Aber vielleicht greife ich ja noch mal an." Angriff auf einen Sitz in einem deutschen Boot, im Jahr 2008 sind Olympische Spiele in Peking - ein durchaus lohnendes Ziel für eine ehrgeizige Sportlerin.

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