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Tanzend auf dem Weg zum großen Durchbruch

von Ute Gallbronner

Der Ulmer Urs Käufer und sein Partner Filip Adamski haben viel vor

Der Ulmer Urs Käufer und sein Partner Filip Adamski haben sich in die nationale Elite gerudert. Ob sie trotz ihrer Leistungen einen Platz im Deutschland-Achter bekommen, ist unsicher. Aber das ist den beiden herzlich egal: Sie wollen zur WM - dafür hüpfen sie sogar im Takt.


Urs Käufer (links) brachte zum ersten Mal Partner Filip Adamski mit nach Ulm. Dessen Urteil: "Gegen Dortmund ist Ulm ein Traum." Foto: Maria Müssig

Es hat sich einiges getan, seit Urs Käufer und Raimund Hörmann im September 2004 nach Dortmund gezogen sind. "Die Wohnung haben wir schon wieder umgestrichen", erzählt Käufer grinsend. Aber das ist nicht der Punkt. Der Umzug hat sich einfach gelohnt. Student Hörmann verpasste mit dem Achter die Medaille bei der U-23-WM nur knapp, Käufer gewann im Vierer Silber und durfte mit zur Aktiven-WM nach Japan. Aber vor allem fand der Sportsoldat mit Filip Adamski den optimalen Partner.

Am Wochenende kamen alle zur Jahresfeier des Ulmer Ruderclubs Donau. Mit dem ersten Erfolg der neuen Saison in der Tasche: Käufer/Adamski hatten beim ersten Langstreckentest die komplette Achter-Elite düpiert. "Die haben uns natürlich fair gratuliert. Da sagt keiner, das habt ihr nicht verdient", erzählt Käufer: "Aber gestunken hat es ihnen schon." Obwohl der Ulmer gerade erst 22 geworden ist, trainiert er nicht mehr im U-23-Kader, wie der gleichaltrige Hörmann. Das liegt auch daran, dass Adamski ein Jahr älter ist. Und jeder Trainer wäre verrückt, der das Erfolgsduo trennen würde. Die beiden passen nicht nur menschlich, sondern auch in der individuellen Leistung zusammen. "In der vergangenen Saison lagen wir nur eine Sekunde auseinander. Ich glaub nicht, dass sich das ändert", sagt Adamski. Der Pole hat seit März auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Für seine andere Heimat zu starten, daran hat er nie gedacht: "Das wär nicht fair. Schließlich hab ich das Rudern in Mannheim gelernt."

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die beiden in der Elite angekommen sind, ist beim Training zu sehen. Immer öfter taucht das Motorboot des Bundestrainers hinter ihnen auf. Dann gibt's von Dieter Grahn persönlich "Verbesserungsvorschläge", ansonsten gibt meist der Ex-Ulmer Christian Viedt, seines Zeichens "Schnittstellentrainer", die Anweisungen.

Das Fernziel der beiden jungen Ruderer sind sicher die Olympischen Spiele in Peking 2008. "Aber erst wollen wir uns für die WM in Eton qualifizieren", sagt Käufer. Dafür nehmen sie viel auf sich. Etwa 21 Stunden pro Woche wird trainiert, Kraft, Radfahren, Ergometer, und auch im Winter gehts aufs Wasser. "Man kann sich ja warm anziehen. Erst wenn's den Booten zu kalt wird, bleiben wir drin", sagt Adamski, der in Bochum Wirtschaftswissenschaften studiert.

Vor drei Wochen bekamen die deutschen Top-Ruderer zudem ein ungewöhnliches Training verordnet: Aerobic - zwecks Koordination und Rhythmusgefühl. Die meisten der langen, kräftigen Athleten fühlen sich dabei alles andere als wohl in ihrer Haut. Die Jugend siehts anders: "Es ist mal eine Abwechslung und macht richtig Spaß", sagt Adamski. "Vielleicht tun wir uns leichter, weil wir kleiner sind."

85 Kilo verteilen sich auf 1,88 Meter - bei beiden versteht sich. Tatsächlich sind sie damit nicht die "Brocken", die Grahn gemeinhin in den Deutschland-Achter holt. Vielleicht bleibt ihnen deshalb der Weg ins Renommierboot verbaut. Eine Tatsache, mit der sie durchaus leben könnten. "Wir würden uns garantiert nicht wehren, wenn er uns in den Achter setzt. Aber um ehrlich zu sein, wollen wir am liebsten in Eton Zweier fahren", verrät Käufer. Ein Ziel, für das sie sich die ganze Wintersaison über quälen wollen - und das mit Freude.

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