U23-WM 2005 - Trotz Abi in Amsterdam
von UTE GALLBRONNER
Bei der U-23-WM sind vier Ulmer mit von der Partie. Annika Held einzige Frau - Schercher bei Ersatzleuten vorn
Mit vier Athleten ist der Ulmer Ruderclub Donau bei der U-23-WM in Amsterdam vertreten. Eine stolze Bilanz. Raimund Hörmann, Urs Käufer und Annika Held haben ihre Plätze sicher, Florian Schercher muss mit der undankbaren Rolle des Ersatzmannes klar kommen.
Auf der Bosbaan in Amsterdam rudern von heute an die U-23-Athleten um Weltmeister-Ehren. Wenn es um Gold, Silber oder Bronze geht, sind auf jeden Fall drei Ulmer dabei. Die inzwischen an den Olympiastützpunkt nach Dortmund übergesiedelten Urs Käufer (Vierer) und Raimund Hörmann (Achter) hoffen auf Edelmetall.
Eine ähnliche Konstellation gab es bereits vor zwei Jahren bei der WM in Belgrad. Damals saß Hörmann ebenfalls im Großboot und wurde Vierter, Käufer holte mit dem gesteuerten Vierer Gold, ein Jahr später gemeinsam mit Florian Schercher in Poznan Silber im Zweier. Eine Erfolgsbilanz, der von heute bis Sonntag ein paar Kapitel hinzugefügt werden sollen. Dabei geht das Flaggschiff als Titelverteidiger und zudem ungeschlagen an den Start, die ersten Zeiten in Amsterdam waren glänzend. Wie viel das tatsächlich wert ist, wird sich heute beim ersten Aufeinandertreffen der 14 Boote zeigen.
Denn wie stark die Konkurrenz ist, weiß niemand. Da die Ruderverbände finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, trifft der Nachwuchs nur bei Titelkämpfen aufeinander. Beim Vierer mit Urs Käufer, Filip Adamski und den Müller-Zwillingen ist zumindest klar, wie er gegenüber der "erwachsenen" Weltelite steht - nämlich nicht schlecht. Platz vier beim Weltcup in München, das ist eine Hausnummer. Die anderen neun Boote werden sie auf der Rechnung haben.
Die Vier haben gestern die hohen Wellen getestet: "Wir sind ganz gut zurecht gekommen, auch mit unserer Rennschlagzahl", gibt sich Sportsoldat Käufer zuversichtlich: "Wir wollen direkt ins Finale." Da die Konkurrenz nicht ganz so zahlreich ist wie bei den Großbooten, fällt das Halbfinale bei den Vierern aus. Die sechs Finalisten werden über Vor- und Hoffnungslauf ermittelt.
Gleiches Prozedere im Frauen-Vierer, in dem Annika Held ihr Glück versucht. Ihre Nominierung kam richtig überraschend. Im vergangenen Jahr stand sie bei der Junioren-WM noch ein bisschen traurig am Ufer, da sie nur als Ersatzfrau mitfahren durfte. Nun ist alles anders: Trotz Abi-Stress hat die 19-Jährige in der höheren Altersklasse einen Platz im WM-Boot ergattert. Auf den letzten Drücker machte sie mit Elisabeth Drenckhahn (Saarbrücken), Maren Ruße (Bremen) und Annika Lausch (Koblenz) in Duisburg so viel Dampf, dass der Verband nicht umhin konnte, sie nach Amsterdam zu schicken. Nun soll dem Abitur-Zeugnis noch eine gute WM folgen - das Jahr wäre perfekt gelaufen.
Dagegen bleibt dieses Mal Florian Schercher der Platz des Ersatzmannes: Er hat das dreiwöchige Vorbereitungsprogramm in Ratzeburg mit täglich 50 Kilometern auf dem See und vielen Einheiten im Kraftraum voll mitgemacht. Jetzt muss er warten. Sollte ein Kollege ausfallen, der in einem Riemenboot auf der Backbordseite sitzt, schlägt Scherchers Stunde. Wenn nicht, muss er sich mit dem inoffiziellen Titel des Ersatz-Weltmeisters begnügen. Den haben sich Schercher und sein Kölner Partner Paul Schmitz gestern erkämpft: Gemeinsam ruderten sie alle Ersatz-Männer der anderen Nationen in Grund und Boden.
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