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Wie das Rudern Schulnoten beeinflusst

von Jörg Zugmaier

ULM - Die Sportart verbindet Kraft mit Ausdauer. Martina Bösch verfügt über beides und gleitet im schmalen Ruderboot schnell über die Donau. Der Trainingsaufwand zahlt sich für sie nicht nur im sportlichen Bereich aus.

Ruderinnen gelten oft als breitschultrige, stämmige Frauen. Martina Bösch dagegen hat eine zierliche Figur. Trotzdem zieht sie die Skulls für den Ulmer Ruderclub Donau (URCD) sehr erfolgreich durchs Wasser. Sie ist Deutsche Vize-Junioren-Meisterin im Leichtgewicht-Doppelvierer.

Die Ulmerin ist 17 Jahre alt und besucht das Berufskolleg der Valkenburgschule direkt am Donauufer. Beim Blick aus dem Klassenzimmer sieht sie auf ihr Ruderrevier. "Im nächsten Jahr möchte ich dort auf das Gymnasium wechseln," beschreibt sie ihre schulischen Ziele.

"Ich habe ein paar Leute kennen gelernt, die rudern. Dann habe ich gedacht, das probiere ich aus," schildert sie ihren Anfang im Rudersport. "Meine Eltern haben mich da voll unterstützt," sagt sie. "Grobmotorik und Feinmotorik sollten da sein," zählt sie zwei Voraussetzungen auf, die Interessierte zum Rudern mitbringen sollten. "Am besten ist es, wenn man vorher schon etwas Kraft hat." Das ideale Alter um mit dem Rudern zu beginnen liegt bei zwölf Jahren.

Sie trainiert sechs bis sieben Mal in der Woche. "Zwei Mal Krafttraining, dann Rudern oder auch Basketball" sind Bestandteile der Trainingseinheiten, die rund 90 Minuten dauern. "Auch im Winter versuchen wir draußen zu rudern." Die Schule und das Training miteinander zu vereinbaren ist nicht leicht. "Es ist etwas schwierig bei drei Mal Mittagsschule," sagt sie. Aber: "Als ich mit dem Rudern angefangen habe, bin ich in der Schule besser geworden," entgegnet sie den Stimmen, die sagen, Leistungssport mindere die schulischen Leistungen. Sie erklärt sich ihren Lernerfolg so: "Durch das Rudern habe ich einen Plan für den Tagesablauf."

Die Leichtgewichtsboote gehören zu den gewichtslimitierten Bootsklassen. "Auf die Ernährung muss ich achtgeben. Wenn man zu schwer ist, darf man nicht starten. Manchmal ist es im Sommer schon hart, wenn alle Eis essen," sagt sie und lacht dabei.

Rennen finden während der Saison in Mannheim, München, Köln und Hamburg statt. Hinzu kommen dann noch die Deutschen Meisterschaften an jeweils wechselnden Orten, Streckentests und "Spaßregatten" wie der Donau-Cup. Motivationsschwierigkeiten sind ihr fremd, nur weil sie noch nicht an der Weltmeisterschaft teilnimmt. "Ab 19 Jahren gibt es WM-Rennen auch im Leichtgewicht," tröstet sie sich.

Das Boot, in dem Martina sitzt, ist ein Skullboot. Das heißt, auf beiden Seiten des Bootes ragen Skulls über die Bordwand. Diese bedient die Ruderin mit je einer Hand.

Es gibt beim Rudern auch Riemenboote. Hier ragen einseitig von jedem Ruderplatz Riemen über die Bordwand und werden mit beiden Händen bewegt. Sie sind auch länger als die Skulls. Allgemein erkennt man Ruderer daran, dass sie auf Rollsitzen mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen. Dadurch unterscheiden sie sich grundsätzlich von den Paddlern. Außerdem sind bei Ruderbooten die Holme, an denen sich die Ruderblätter befinden, an Dollen befestigt.

Über mangelnden Zulauf beim Rudern kann sich Johanna Kienzerle, die URCD-Vorsitzende, nicht beklagen: "Im Augenblick besteht ein großes Interesse." Rund 40 Kinder der Jahrgangsstufen sechs bis sieben rudern derzeit im Ruderclub. Der Club bietet für alle Interessierten Schnupperkurse an. "Außerdem bestehen durch Sportlehrer an den Schulen Kontakte mit uns," ergänzt sie.

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