Ruder-WM 2015 in Aiguebelette - Fünf Ulmer qualifiziert
Fotos: Hansjörg Käufer
Saisonhöhepunkt für die Ruderer: auf dem Lac de Aiguebelette in den Savoyer Alpen beginnt am Sonntag die Ruder-WM mit den Vorentscheidungen. Die Finals stehen vom Freitag 4. Sept bis Sonntag 6. Sept auf dem Programm. Vom Ulmer Ruderclub haben sich Maximilian Reinelt im Achter, Kerstin Hartmann im Zweier-ohne, sowie Lena Müller und Leonie Pieper im leichten Doppelvierer qualifiziert. Zudem sitzt Inga Thöne an den Steuerseilen des deutschen Para-Vierers. Für dieses Boot sowie den Achter und den Frauen Zweier-ohne geht es in Aiguebelette bereits um die Olympiaplätze.
Augen für den türkisblauen See und die umwerfend schöne Landschaft werden die 1300 Athleten aus 77 Ländern kaum haben. Im vorolympischen Jahr geht es nicht nur um Medaillen. Die Rekordbeteiligung kommt vor allem die Vergabe der Olympiastartplätze für Rio 2016 zustande. Über 60% werden bei dieser WM vergeben. Die Zuschauer dürfen sich also auf beinharte Auseinandersetzungen freuen. Der deutsche Achter mit Maximilian Reinelt wird sich allerdings kaum Sorgen um einen Olympiaplatz machen müssen, dem Flaggschiff reicht hier der fünfte Platz. Die Männer von Bundestrainer Ralf Holtmeyer führen anderes im Schilde. Nach zwei Vizeweltmeisterschaften (2014 und 2013), und nachdem von 2009-2012 kein einziges Rennen verloren ging, soll jetzt endlich wieder WM-Gold her.
Dem Vorhaben der Deutschen stehen vor allem die Briten, Weltmeister der letzten zwei Jahre, entgegen. Sie wollen den Hattrick perfekt machen und sie haben gute Karten. Dieses Jahr hatten die Deutschen schon drei Mal das Nachsehen. Lediglich bei der EM im Ende Mai in Poznan konnten Reinelt und Co. ihre Widersacher von der Insel deutlich besiegen. "Wir haben gut und hart trainiert" resümiert Reinelt die letzten fünf Wochen, "unser Ziel ist der Titel. Aber wir wissen, dass wir einen guten Tag erwischen müssen um sie zu schlagen". Damit dürfte der Ulmer ziemlich richtig liegen. Wie bei den Deutschen ist der britische Achter Prioritätsboot, das heißt, die besten Männer beider Verbände rudern im Flaggschiff. "Natürlich werden wir auch die USA, Polen, Russland und die Niederlande im Auge behalten. Die sind allemal für eine Überraschung gut", schärft der Ulmer Medizinstudent den Blick aufs Ganze.
Kerstin Hartmann und Kathrin Marchand (Leverkusen) starten im Zweier-ohne. Im April 2014 holten die Beiden überlegen die Deutsche Meisterschaft. Seither wurden sie vom Verband verdonnert, im Frauenachter zu rudern. Und der ruderte von Rennen zu Rennen erfolgloser. Zuletzt kam man in Varese und Luzern über den letzten Platz nicht hinaus. Für die ambitionierten Damen eine Katastrophe. Vor sechs Wochen entschied man sich schließlich den schnellsten Zweier herauszufiltern, und es war wenig überraschend, dass Kerstin Hartmann und Kathrin Marchand sich deutlich durchsetzten. Jetzt stehen die Beiden also vor ihrer ersten gemeinsamen in WM. Und vor der schwierigen Aufgabe mindestens auf dem elften Rang und damit auf einem Olympia-Quotenplatz zu landen.
Dass man in Aiguebelette auf 21 Nationen trifft, und in dieser Saison noch kein gemeinsames Rennen bestreiten durfte, macht die Sache nicht einfacher. Freilich schöpft die 27-jährige Ulmerin nach fünf WM- und einer Olympiateilnahme aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz. Das wird auch nötig sein, denn im vorolympischen Jahr zieht die Leistungsdichte kräftig an. "In den letzten fünf Wochen sind die Beiden gut voran gekommen", berichtet Trainer Werner Nowak (Dortmund). "unser Ziel ist natürlich der Quotenplatz für Rio, aber man darf nicht übersehen, dass wir ohne Rennerfahrung in diese WM gehen."
Lena Müller und Leonie Pieper, die zusammen mit Anja Noske (Saarbrücken) und Katrin Thoma (Frankfurt) im leichten Doppelvierer starten, haben dieses Jahr mit Olympiaplätzen nichts zu tun. Der leichte Doppelvierer ist eine nichtolympische Bootklasse. Aufs Podest will das Quartett trotzdem, schließlich haben alle vier Ruderinnen im leichten Doppelvierer bereits WM-Medaillen errungen. Lena Müller holtevsogar zwei Mal Gold. 2009 und 2010 war das. Zehn Doppelvierer sind dieses Jahr am Start. Die Titelverteidigerinnen aus den Niederlanden dazu Australien, Großbritannien und Italien sind ebenfalls gut fürs Podest.
Nach drei Medaillenerfolgen als Steuerfrau bei einer U-23-WM startet Inga Thöne erstmals an einer offenen Weltmeisterschaft. Seit Februar steuert sie den deutschen Para-Mixed Vierer. Die Crew der Ulmerin besteht aus zwei Blinden und zwei körperbehinderten Menschen. Da kommen ganz besondere Herausforderungen auf die 23-jährige Studentin zu. Sie und ihre Mitstreiter treffen auf 16 Nationen, die ersten acht sind für Paralympics in Rio qualifiziert.
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