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WM 2015 - Die spinnen, die Savoyer


Foto: Hansjörg Käufer

Die Gemeinde Aiguebelette hat 251 Einwohner. Zusammen mit den anderen Gemeinden rund um den Lac d’Aiguebelette leben dort rund 5000 Menschen . Die sind sich durchaus bewusst, dass sie einen wunderschönen Flecken Frankreichs bewohnen. Und nicht alle sind begeistert von der Ruder-WM. An den Straßen zum See sieht man selbst produzierte Schilder. "Der See ist verärgert", "Ruderinvasion: nein!" und ähnliches sticht dem Betrachter ins Auge. Sie haben halt Angst um ihre Gegend und ihren See.

Nun ist es so, dass die Veranstalter, wie auch der Weltruderverband FISA größten Wert auf Umweltschutz und speziell auf Gewässerreinhaltung legen. So ist z.B. ein gut funktionierenden Shuttle-Dienst eingerichtet, der Individualverkehr wird somit auf ein Minimum reduziert. Auch wird auf Schiedsrichterboote, die hinter den Rennen herfahren, weitgehend verzichtet. Wer als Fotograph seine Bilder vom Startponton aus aufnehmen will, braucht Geduld. Er wird mit einem umweltschonenden, aber sehr langsamen Elektroboot an seinen Arbeitsplatz geschippert. Auch der Müll wird von Zuschauern, Aktiven und den Medien pflichtschuldigst in die entsprechenden Behältnisse entsorgt. Sollte jemand mal aus Unachtsamkeit auch nur ein kleines Bonbon-Papier verlieren, sofort steht einer dieser Männer mit ihren langen Zangen zum Entsorgen bereit. An allen Ecken und Enden wird darauf geachtet, dass man in die großartige Natur so wenig wie möglich eingreift.

Und in genau dieses schöne Bild prescht der Touristik-Verband von Savoyen und lässt am Eingang von charmanten Damen weiße Hüte mit hellroter Banderole verteilen. Die gratis Kopfbedeckung trägt die Aufschrift "Savoie Le Department" und man macht sich wohl kaum der Schwarzmalerei verdächtig, wenn man annimmt, dass diese Hüte aus billigsten Kunststoff gefertigt sind. Zu Hunderten laufen die Zuschauer mit der seltsamen Kopfbedeckung herum. Sobald die Hutträger aus aller Herren Länder abends in ihren Unterkünften vor dem Spiegel stehen, werden die Meisten feststellen, dass ihr Äußeres eher ins Lächerliche driftet. Viele werden den unvorteilhaften Deckel eiligst entsorgen. Und so haben sie sich eine zusätzliche Umweltbelastung eingehandelt, die vermeintlich pfiffigen Werbestrategen der Region. Ein klein wenig spinnen sie halt in dieser schönen Gegend.

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