Skip to main content

Donau-Cup 2006 - Schaumschläger mit viel Gefühl im Hintern

Die Ulmer Altmeister Raimund Hörmann und Hansjörg Käufer machen den Ruder-Nachwuchs zum Drachenboot-Champion

Was als wilde Schaumschlacht begann, endete für die Ruderer mit einem Triumph im falschen Kahn. Raimund Hörmann und Hansjörg Käufer führten die U-23-Crew vom Dortmunder Leistungszentrum zum Sieg im Drachenboot.
 

Raimund Hörmann (am Schlag vorne rechts) und Hansjörg Käufer führten die jungen Dortmunder Ruderer, Mike Dauser steuerte in perfekter Haltung. Foto: Volkmar Könneke

Es geht immer ernsthafter zu, bei den Drachenboot-Wettkämpfen des Ulmer Donau-Cups. Zumindest bei den Bootsbesatzungen, die um den Sieg mitpaddeln. Bei den „Setrachen" beispielsweise wurde vor dem Halbfinale knallhart, ernsthaft und lautstark Manöverkritik geübt. Der Trommelschlag habe absolut nicht gestimmt, und der Start war viel zu langsam - die Angesprochenen nickten betroffen. Aber die Kritik fand offen­bar die richtigen Adressaten, denn am Abend paddelte die Setra-Besatzung zum Sieg bei den zahlenmäßig am stärksten besetzten gemischten Teams. Zweiter wurden die „Zeppelinos" aus Friedrichshafen.

Angesichts der Ernsthaftigkeit, mit der sich viele Mannschaften auf diesen Wett­kampf vorbereiten, wundert es nicht, dass sich die ambitionieren Männer-Boote von ein paar im Umgang mit Paddeln gänzlich unbeleckten jungen Ruderern nicht wollten abhängen lassen. Im Vorlauf schaute, es auch so aus, als ob der hoffnungsvolle deutsche Riemen-Nachwuchs aus Dortmund, verstärkt mit Jungs aus Rheinfelden, keine Chance haben sollte. „Die sind auf der Fahrt zum Start zum ersten Mal in einem Drachenboot gesessen", erklärte der Ulmer Olympiasieger Raimund Hörmann, dessen Idee der Ausflug ins andere Metier war. Aber ein Paddel ist nun mal ein anderes Arbeitsgerät, noch dazu sitzt man im Drachenboot - aus Sicht der Ruderer - falsch herum und zu allem Überfluss auch noch nebeneinander. „Wir mussten denen erst mal erklärten, wie man das Paddel richtig hält", meinte Käufer lachend.

Der Vorlauf sah entsprechend aus: Das Wasser schäumte ob der wilden Kraft, die da wirkte, und auch die beiden erfahrenen Ulmer Frontmänner fanden nicht richtig zueinander. Platz drei - enttäuschend. Die alteingesessenen Drachenboot-Besatzungen feixten entsprechend: Das wird wohl nix.

Doch da hatten sie nicht mit dem Ehrgeiz der Ruderer gerechnet, deren Jüngster gerade mal 15 Jahre alt war. Man einigte sich darauf weniger wild zu tun, und gemeinsam den richtigen Druck zu finden. Das nötige „Gefühl im Hintern", das Gespür für den Rhythmus und die Kraft bringen alle mit, also stand .einer Leistungssteigerung nichts mehr im Wege. Dass einige Athleten zwi­schendurch noch in normalen Ruderbooten zu Gange waren, änderte nichts daran: Mit einem souveränen Halbfinal-Sieg zog der „Dortmunder" in den Endlauf ein.

Dort war die Konkurrenz allerdings nicht von Pappe. Der „Ratiopharm Pillenexpress" und die „Peri Dragons" sind seit Jahren mit aller Macht dabei, das Bundeswehrkrankenhaus schickte auch 2006 zahlreiche Crews ins Rennen - gestern übrigens alle in schwarz-rot-gold gekleidet. Mit stierem Blick, die Muskeln gespannt, das Paddel einstichbereit lagen die Crews am Start, nur im „Dortmunder", da stimmten sie noch ein Liedchen an. Doch kaum war der Start erfolgt, legten die 16 Mann los, Steuermann Mike Dauser faltete seine zwei Meter aerodynamisch zusammen und das Boot fuhr einen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Mit 1:06,53 Min. machten die Jungspünde das Rennen vor den Pillendrehern (1:08,94), den „Peri Dragons" (1:08,88) und „BWK Treibgut" (1:09,18). Bei den Damen sorgten die „16 Engel für Alfons" dann doch noch für einen Sieg einer BWK-Crew.

Hörmann jedenfalls grinste breit: „Na also, es geht doch", meinte der Chef an Bord zufrieden und machte sich im Laufschritt auf, um die Siegerehrung zu verschieben. Seine Teamkollegen mussten nämlich schon wieder zum Rudern. Aber die Jungs hatten vor allem eins: „Jede Menge Spaß."

  • Geändert am .
  • Aufrufe: 5286