Ice Age - Hoffentlich taut's bald!
Alle sprechen vom Wetter. Wir auch. Sie kennen Cooper oder Dieter? Vielleicht nicht den Cooper, aber den Dieter, der rudert doch bei den Alten mit, oder? Schon, aber diese beiden Hochs sind zur Zeit fürs Wetter zuständig und dabei für besonders kaltes noch dazu. Temperaturen am Tag zwischen minus 15° und minus 6°, das klappt seit über einer Woche ganz gut.
Die Donau in Ulm (und mit ihr die Iller) hat zwar ab und zu den Charakter eines Gebirgsflusses, und der friert nicht zu, vor den Kraftwerken ist aber die Fließgeschwindigkeit an der Wasseroberfläche doch so gering, dass sich dort eine Eisdecke bildet. Dass dies jemals am URCD-Bootshaus geschieht, ist im Prinzip unvorstellbar, da die sogenannte Stauwurzel, also bis wohin sich der KWBH-Stau noch ganz leicht auswirkt, seit der Stauerhöhung gerade bis zum Club reicht.
Am Samstag, den 4. Februar 2012 ging zuletzt ein Achter auf's Wasser und kam noch fast bis zum Kraftwerk Böfinger Halde (KWBH), erst kurz vor den Schachteln war Schluss. Jeder Spritzer Wasser ins Boot gefror bei minus 8° schnell, auf den Rollschienen hinderten kleine Eisberge die Rollen der Rollsitze teilweise am Rollen. Unschöne Quietschgeräusche waren die Folge. Wo sonst nur eigene Körpermasse im mittleren Bereich im Wege war, musste jetzt auch noch das Eis weggeschoben werden. Ruderkameraden, die beim Vorrollen ihren Riemen nur ganz knapp über dem Wasser führten, waren besonders produktiv bei der Eisproduktion.
Eispanzer an den Riemen sind sonst ganz normal, aber jetzt waren auch alle Flügelausleger mit Eis überzogen. Dann gegen Ende der Trainingseinheit auf der Rückfahrt zum Bootshaus bei der Gänstorbrücke plötzlich ein dumpfer Schlag. Keine Frage, den Achter hatte ein Gegenstand unter Wasser getroffen, es war eine dickere Eisscholle. Und plötzlich, wo vorher noch kein Treibeis war, war die Donau jetzt voll davon, ein nicht enden wollender Strom von Eisschollen. Da hatte wohl jemand nachgeholfen.
Da hatten die SWU-Mitarbeiter des Donau-Kraftwerkes Wiblingen versucht, "Schiffle versenken" zu spielen. Mit dem kleinen Bagger, der sonst das Treibgut oberhalb des Kraftwerks herausfischt, wurde jetzt das Eis in die alte Bootsschleuse auf der Seite des Kraftwerks geschaufelt, die nur noch ein oberes Tor hat. Ganz dicht am Ulmer Ufer ging dann noch die Fahrt für den Achter vollends zurück zum Bootshaus, die Hauptmasse der Eisschollen kam in der Flussmitte und auf Neu-Ulmer Seite herunter.
Blick von der Brücke am Kraftwerk Wiblingen donauabwärts am 10. Februar 2012
Nach genau einer Woche ist die Donau am KWBH durch Wind und Wellen so in Bewegung, das nur das direkte Umfeld dort noch mit Eis bedeckt ist. Und beim Fischerheim? Da ist alles zugefroren, da kein Wasser übers Wehr dort geleitet wird. Im Kraftwerkskanal oberhalb vom Kraftwerk Wiblingen ist dagegen so gut wie kein Eis mehr da, mit dem man Schiffle versenken spielen könnte. Das obere Tor der alten Bootsschleuse ist etwas geöffnet, so dass ordentlich Wasser abfließt, der Wasserfall dort hat tolle Eisgebilde geschaffen. Und falls doch noch Treibeis kommen sollte, führt eine Art Schwimmrechen vor den Turbineneingängen dieses in Richtung der geöffneten Bootsschleuse.
Die Donau am KWBH am 11. Februar 2012
Was in anderen Ruderrevieren im Winter ganz normal ist, dass bei Minusgraden die Boote in der Halle bleiben, ist jetzt auch in Ulm mit seinem Gebirgsfluss Donau so, im Interesse der Boote. Im URCD gab es einmal eine Einer-Serie, die nach untergegangenen Großbooten benannt war: eine Pamir und eine Andrea Doria. Und natürlich auch eine Titanic. Und auch die ereilte ihr Eisschicksal, allerdings im Sommer: bei den Landesmeisterschaften, der BaWü, damals in Heidelberg, gab es ein starkes Hagelunwetter. Wie viele andere Boote von anderen Vereinen aus Baden-Württemberg, bekam sie einige Eistreffer ab. Doch das weitere Schicksal blieb ihnen allerdings erspart. Gesunken wie die alte Titanic sind die Boote damals nicht, weil sie ja alle an Land in Böcken lagerten. Gerettet werden konnte damals nur der neue URCD-Achter "Stadt Ulm" (jetzt "Fritz Scheuffele"). Da er damals in Heidelberg noch auf dem Hänger lag, konnte er mit diesem schnell unter die Neckarbrücke geschoben werden. Dafür krachte er dann später in Ulm auf die Eisenbahnbrücke und war ab da teilbar.
Der Kraftwerkskanal oberhalb vom Kraftwerk Wiblingen
Und wie geht's mit dem Wetter weiter? Nach Hoch Dieter kommt jetzt Tief Maike, da soll's sogar wieder 0° warm werden. Und dann ist es hoffentlich nicht mehr weit, bis es heißt: Jetzt taut's!
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