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Nachruf Martin Grimmeiß

Ehrenmitglied Martin Grimmeiß 
* 19.11.1953   † 13.05.2025

Mit großem Bedauern nehmen wir Abschied von
Martin Grimmeiß, der am 13. Mai 2025 von uns gegangen ist.

Martin war seit dem 1. Juli 1981 Mitglied und seit 25. April 2025 Ehrenmitglied unseres Vereins. Sein langjähriges Engagement und seine vielfältigen Verdienste haben unseren Verein maßgeblich geprägt. Von 1989 bis 2001 war er als zweiter Vorsitzender sowie Veranstaltungswart aktiv und hat sich in dieser Zeit auch um die rechtlichen Belange des Vereins gekümmert. Besonders in Erinnerung bleibt seine Rolle als „Küsser“ bei der Siegerehrung des Ruder- bzw. Donau-Cups, die er mit viel Humor und Herzlichkeit erfüllte.

Nach seiner Tätigkeit im Vorstand war Martin über viele Jahre als Kassenprüfer für den Verein tätig. Er war der Initiator des später als „Krabbelachter“ bekannten Masters-Mixed-Achters. Martin zeigte stets großes Engagement, auch als langjähriger finanzieller Unterstützer des Vereins, unter anderem durch Spenden für die beiden Achter „resolut“ und „resolut 2“.

Sein größter sportlicher Erfolg war die Teilnahme am Blauen Band vom Wörthersee im Jahr 2009, bei dem er mit dem schnellsten Achter über die 16 km lange Strecke von Velden nach Klagenfurt ruderte. Zudem gewann er den Gesamtsieg des Alpen-Achter-Pokal 2009, eine Wertung aus den Regatten in Passau, Klagenfurt und Starnberg.
Martin war ein sehr geschätztes Mitglied, das durch seine Leidenschaft, sein Engagement und seine Menschlichkeit unseren Verein in hohem Maße bereichert hat. Er wird im URCD eine große Lücke hinterlassen.
Wir trauern um einen wunderbaren Freund und Ruderkameraden. In unseren Gedanken wird er weiterhin unter uns sein.

Der Vorstand des Ulmer Ruderclub Donau e.V.


Martin Grimmeiß

geschrieben von Michael Leibinger

Martin und ich traten im Mai 1968 gemeinsamen in den Ulmer Ruderclub „Donau“ e.V.. Wir hatten uns ein halbes Jahr vorher in der 4. Gymnasialklasse im Humboldt-Gymnasium kennengelernt. Damals mussten für die Aufnahme in den URCD noch 2 Bürgen unterschreiben. Wir wurden von Uli Boos in der Spätze (Holz Gig-Doppelzweier) ausgebildet. Uli erklärte uns seine „Lehre“ zur idealen Stemmbrett-Einstellung: Im hinteren Umkehrpunkt sollte der Rollsitz noch gut 4 cm bis zum Anschlag Luft haben. Nach 3 Ausbildungseinheiten wurden wir uns selbst überlassen, was auch ganz gut klappte.

Martin kannte schon Jo Doeffinger aus der Schule., mit Fitzi Haag und Günther Bodamer – alle Jahrgang 53 wurde ein Riemenvierer im Odysseus (Gig) zusammengestellt und kräftig trainiert – ohne Trainer. Das endete oft in Wasserschlachten im Boot in der Friedrichsau. Alles war nass – nicht nur schweißnass. Zu den Herbstregatten wurden die vier schon mitgenommen – Rückkehr ohne „Blechle“ (Sieg Radadel). Dafür aber mit Maßkrug Trophäe. Mutter Grimmeiß pflegte abends ihren Sohn zu fragen: Blech oder Maßkrug? Oft war es ein Maßkrug. Die Folgejahre packte man ernsthafter an:

1. Wer in die Mannschaft aufgenommen werden wollte, musste die Trainingsverpflichtung unterschreiben und sich daran halten:
• Kein Alkohol
• 22:00 Bettruhe
• 6 x Training/Woche
• Rudern steht vor allen anderen außerschulischen Interessen
• Schulische Leistungen dürfen nicht leiden

2. Der „Doktor“ (Dr. Steinle, Vater von Bago Steinle) war Cheftrainer für die Erwachsenen. Ab und zu nahm er sich auch mal ein paar Minuten Zeit für die A (Öchsle-Vierer) und B Junioren. Das war dann ein Highlight. Der „Doktor“ konnte in kurzen prägnanten Anweisungen das Boot merklich besser zum Laufen bringen.
Regatten in Waiblingen, Laufen am Neckar, Nürtingen wurden besucht. Mancher Sieg wurde nach Hause gefahren.

Für eine Bindung an den Verein sorgte auch die holde Weiblichkeit im ähnlichen Alter. So verbrachte man die Zeit außerhalb des Boots im Sommer gern auf der Liegewiese, badete in der Donau und machte gemeinsame Fahrradausflüge.

Bei der internationalen Regatta mit dem Dicker als Regattaleiter wurden wir als „Streckenposten“ verpflichtet. Unsere Aufgabe war es, die jeweilige Abstandsposition der 4 Boote per Bundeswehrtelefon an den Regattasprecher im Ziel zu melden. Das waren Wochenenden, die dank sengender Hitze zu nachhaltigen, schmerzhaften Sonnenbränden führten. Manches Rennen lief wegen diverser Ablenkungen ohne Infomeldung vorbei, was zu heftigen Unmutsäußerungen aus dem Ziel führte.

Im Winter war Circuit Training unter der Leitung von Bago Steinle Pflicht.

Nach 3 Jahren harten Trainings trennte sich die Spreu vom Weizen: Die einen trainierten weiter als A Junioren, die anderen verlegten ihre Aktivitäten als „Möchte gern“ 68-er ins Politisieren, Diskutieren, ins Schulstreiken – begleitet von Sit-Ins. Karl Marx ersetzte Ruderpabst Karl Adam als Vorbild.

Nach dem Abitur, bei Bundeswehr und Studium war der Ruderclub vergessen. Martin verließ den Club für diese Jahre und trat erst nach seiner Rückkehr nach Neu-Ulm 1983 wieder ein –mit mäßig sportlicher Betätigung.
Charlie Geis, URCD Vorsitzender und Landgerichtspräsident, überredete mich im Herbst 1988 recht insistent - ohne Aussicht auf Ablehnung - seine Position zu übernehmen und mir Gleichgesinnte für den Vorstand zu suchen. Ich bat Martin, als 2. Vorsitzender zu kandidieren (verantwortlich für Veranstaltungen und gesellschaftliches Leben), Dieter Mücke kam als sportlicher Leiter dazu, Bernhard Breuninger übernahm das Gebäuderessort (er erneuerte in maximal 1 ½ Jahren die gesamten Außenanlagen), Jörg Haußer war zuständig für die Jugend. So wurde ein Generationswechsel in den Kernpositionen des Vorstands vollzogen. Und damit wurden alte Gewohnheiten in Frage gestellt. Martin war Meister im Abschneiden alter Zöpfe. Als erstes starb das Ausschussfest, zu dem traditionell verdiente Senioren und Sponsoren zu einem recht frugalen Mahl eingeladen wurden, dessen Zeche sie auch selbst bezahlen durften. Das Interesse der so Geehrten hielt sich in Grenzen.

Martin verfasste eine Unzahl an Gedichten (die meisten zum Schmunzeln oder Lachen) für Bootstaufen – auch noch lange nach seiner „Abdankung“ als 2. Vorsitzender.
Er war der „Erfinder“ und Organisator des „Bugballs“. Einige Jahre wurde unsere traditionelle URCD Jahresfeier so genannt und auch im großen, eleganten Rahmen gefeiert.

Die Regatta wurde als Rudercup neu aufgesetzt - nach dem Henley Prinzip mit professioneller Beschallung und Bierzelt. Martin interessierte mit vollem Elan Firmen und Werbetreibende für dieses neue Format mit dem großem Unterhaltungscharakter und Bespassungseffekt. Er war Mitorganisator der Kindermalwettbewerbe, der Kindereisenbahn, der Tombola mit Ballonfahrten und Mobiltelefonen. Er organisierte die Bandenwerbung an der Strecke und deren Auf-und Abbau. Später kamen die Drachenbootrennen dazu und einmal, mit großer finanzieller Unterstützung der Stadt Ulm, eine Solarbootregatta.

Martin stand an den Wochenenden von früh bis spät am Getränkeausschank, zapfte Bier und klassierte.
Irgendwann in den frühen 2000-er Jahren konnte meine Frau Cornelia Martin auch fürs Masterrennrudern motivieren. Ich durfte vorher schon mit den 10 Jahre Jüngeren um meinen Vetter Werner Straßner zum Head Of The Amstel und erzählte ihm begeistert davon. Und so entstand mit Martins Anwerben ähnlich alter Masters das von „den Alten“ (Bago etc.) „Krabbelachter“ benamste Boot, das viele Jahre in unterschiedlichen Besetzungen an diversen Regattaterminen teilnahm, das eine oder andere mal sogar mit „Blechle“ und Meisterehren. Martin gewann das Blaue Band vom Wörthersee, siegte in Starnberg beim Roseninselachter, wurde brasilianischer Meister bei den Masters in Porto Alegre. Unvergessen sind die Teilnahmen am Head Of The River Thames, bei Kirchboot-Regatta in Sulkawa, Finnland und den Regatten in Dresden, Cannstatt, Berlin, Kaufering und Passau. Nach den Rennen kam der gemütliche und unterhaltsame Teil, den Martin perfekt zu moderieren und gestalten wusste. Sieg, Platz oder generelle Absage des Veranstalters wegen Wetterunbilden spielten bei der After Work Party keine Rolle.

Als sich die Krabbelmänner wegen Umzug, Krankheit oder Zerwürfnissen ausklinkten, begeisterte Martin flugs mit seiner charmanten, gewinnenden Art die Damenwelt und füllte so das nun deutlich jüngere Boot zum Mixed-Achter.

Sein letztes langjähriges Engagement für den URCD war die jährliche Prüfung der Vereinskasse, die Grundlage für die Entlastung des Vorstands ist.

Martin war Ruderältester seit vielen Jahren. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25. April wurde Martin auf Jürgen Steinackers Vorschlag von den über 100 Mitgliedern einstimmig und unter großem Beifall zum Ehrenmitglied ernannt.

Ich überbrachte ihm die Nachricht im Krankenhaus und er freute sich darüber sehr.

Wir verlieren mit Martin einen liebenswerten, fröhlichen und hilfsbereiten Menschen und Ruderkameraden, den wir - jeder auf seine Weise - im Herzen halten mit schönen gemeinsamen Stunden und Erlebnissen.
Ganze Heerscharen an Kindern (darunter auch viele URCD Kinder) lernten Martin als freundlich-gütigen, aber auch ermahnenden Nikolaus jährlich am 6. Dezember kennen. Zum Schmunzeln war es, wenn die älteren Kinder ihn dann an der Stimme erkannten.

Ich verliere zusätzlich einen „Bruder“ im Geiste, der da war, wenn notwendig, der für unsere Kinder ein wichtiger Ratgeber und Freund war und mit dem ich mich viele Jahre auch trefflich streiten konnte. Und wir fanden immer – wie es bei Brüdern so ist – wieder zusammen.

Michael Leibinger