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Die Fahrkarte bitte - Bocksbeutelregatta 2010

Gummistiefel. Da hätte man auch daran denken können, denn Regatta in Würzburg Mitte Oktober, das heißt oft Regen, Kälte und Matsch auf dem Gelände der Würzburger Rudervereine, wo alle zusammen, Bootshänger und Bewirtungszelte, ihren Platz finden. Aus Ulm wollten drei Masters-Boote bei der Bocksbeutelregatta auf dem Main am 16.10.2010 starten, ein Mixed Doppelvierer mit Thorsten Lehr, Kathrin Lehr, Frank Scherber und Sabine Stumpf, dann die bootlose Mannschaft des resolut-Achters im LRVBW-Leihachter als Masters C Achter und der Bago-Achter in der Klasse Masters G.

Der Bootstransport war bereits um 6:30 Uhr im URCD losgefahren, so dass ein Standplatz für den Hänger ohne Matsch - direkt am befestigten Weg zum Anlegesteg - der Lohn der frühen Abfahrt war. Wer deutlich später kam wie ein Hänger aus Saarbrücken, der stellte sich zunächst einfach auf diesen Weg, der damit dicht war. Aber auch die Saarbrücker erkannten ihren Irrtum und bugsierten ihren Hänger schräg am leichten Hang zwischen dort liegenden Booten noch näher ans Wasser, um dann ihren Gigachter - ohne ihn anzuheben - vom Hänger zu zerren.

Bei einer Regattastrecke mit regem Schiffsverkehr wie auf dem Main in Würzburg werden in Schifffahrtspausen (d.h. Pause für die Ruderer) immer wieder große Pötte durchgelassen, damit an den Schleusen kein Stau entsteht. Während der Rennen ist dann aber Pause für die Großschifffahrt. Auf den ersten Start an der Schleuse Randersacker am Vormittag mussten deshalb der Doppelvierer und das resolut-Team länger bei strömendem Regen warten, bis die Strecke frei war.

Die ungesteuerten Mixed Doppelvierer gingen auf die Strecke, dann schon wieder Pause – um den flussaufwärts vom Ziel her fahrenden Pott "Kilian" noch durchzulassen. Danach wieder Start der Doppelvierer, die inzwischen wieder umgekehrt waren. Nur unseren Ulmer Doppelvierer hatte niemand zurückgepfiffen. Die fühlten sich sicher im falschen Film, als auf der gefühlt freien Regattastrecke das große Schiff im Augenwinkel auftauchte. Diese ungeplante Begegnung verlief glücklicherweise unfallfrei und nach der Zieldurchfahrt bekamen die vier vom Zielgericht bestätigt, dass sie das erste Boot seien, das die Ziellinie passiert habe. Wo waren die anderen Boote?

Am Start wartete weiter das resolut-Team im Regen, als wieder das Rennen des Mixed Doppelvierers aufgerufen wurde. Komisch, die sind doch bereits los. Die Auflösung: die anderen Vierer waren umgekehrt und der URCD-Vierer bekam den Vermerk "Aufgegeben" im Rennergebnis – die vier waren dann auch "not amused".

Für die resolut-Ruderer war ihr Lauf auf den Regattabeginn vorverlegt worden, damit Teile der Mannschaft gleich nach dem Rennen wieder früh nach Ulm zurückfahren konnten. Mit Schlagzahl 32 ging's los, dazwischen wurde immer wieder versucht, mit der Schlagzahl etwas herunterzugehen. Aber schnell war man wieder bei 32. Der Regen war jetzt deutlich schwächer, am Ufer zogen die Orientierungspunkte vorbei, die man sich bei der Fahrt zum Start gemerkt hatte – weit und breit war kein anderes Boot, das die Ulmer C-Masters verfolgt hätte. Dann der Lärm eines Zuges auf der Würzburger Eisenbahnbrücke – noch 1000 m. Bei 500 m vor dem Ziel kommt die Fußgängerbrücke - Endspurt. Im Ziel zeigte sich dann, dass die zuvor gestarteten Vierer fast eingeholt worden waren. Jetzt hieß es warten, denn das Ergebnis würde erst nach dem Lauf der anderen Masters-C-Achter nach 16:00 Uhr veröffentlicht.

Mittag. Unsere Alten vom Bago-Achter waren jetzt auch angekommen und machten ihren Achter "Dr. Heinrich Steinle" startklar. Die Umkleiden im alten Bootshaus des Würzburger RV Bayern direkt bei der Einfahrt konnten sie vermutlich zum letzten Mal nutzen, da auch dort ein Neubau ansteht. Vom resolut-Team blieben nach dem Mittagessen beim Bootshaus des ARCW nur noch drei Leute zurück, die die noch anstehenden Aufgaben übernehmen mussten: Spaziergang in die Stadt zur Residenz, auf die Siegerehrung zu warten, falls man sich zu den "Siechern" zählen durfte und den Bootstransport zurück nach Ulm zu machen.


Die Fahrkarte, bitte.

Beim Ziel an Land bot sich ein unerwarteter Anblick: bei manchen gesteuerten Gigvierern zückten die Steuerleute kurz vor der Zieldurchfahrt ihre Startnummer – nach dem Motto: Ihre Fahrkarte bitte. Beim Zielgericht konnte so der Helfer mit dem Fernglas die Boote rechtzeitig identifizieren und sie ihrer Rennzeit zuordnen. Warum haben diese Steuerleute ihre "Fahrkarte" gezeigt – weil ihre Boote im Bug keine, in England "Empacher-Slot" genannte, Halterung zum Einschieben der Startnummer hatten.

Mangels Gegner in der Masters-G-Klasse fuhr der Bago-Achter mit Bago Steinle, Dieter Mücke, Hartmut Cohrs, Rolf Schmidt, "Dicker" Joos, Klaus Karok, Hans-Jörg Stöhr, Bibe Heim und Steuerfrau Lara Mücke allein gegen eine Zeitvorgabe. Mit Erfolg, denn nach 5 km war man mit 15:52 um 18 Sekunden schneller als dieser Phantomgegener.


Die Batterie auf dem Preistisch

Auch für die Reste des resolut-Teams wurde das Warten belohnt. Auch sie durften sich in die Reihe der "Siecher" einreihen. Mit einer Zeit von 13:40 waren sie insgesamt das zweitschnellste Boot nach einem aktiven Achter (die Nr. 7). Bei der Siegerehrung waren die Ehrer jedoch etwas knauserig und vergaben zunächst die Preise, den der Regatta namensgebenden Wein im Bocksbeutel, nur an die anwesenden "Siecher". Die Eigeninitiative der zu Ehrenden mit einem Griff zum Preistisch nach weiteren Flaschen wurde zwar zunächst kommentiert: "Bei uns ist keine Selbstbedienung." Aber auch hier wurde der Irrtum erkannt, und die Flaschen blieben in Ulmer Obhut.

Beim Wein sozusagen abgeräumt dank Doppelstart hatte Steuerfrau Lara Mücke, die in beiden Masters Achtern ihre Aufgabe souverän gelöst hatte. In den Vorjahren wurden bei vergleichbaren Siegen Teile der Preise gleich vor Ort ihrer Endbestimmung zugeführt, doch das unterblieb diesmal. So kamen alle Preise heil daheim an. Weitere Preise wurden eigentlich nicht mehr erwartet. Erst zuhause im Internet zeigte sich dann später, dass diese beiden Siege dem URCD in der Punktewertung den ersten Platz eingebracht hatten. Mit der Post wird der Siegerpreis eintreffen, ein Schlagzahlmessgerät im Wert von 170 Euro.

Für das bootlose resolut-Team war Würzburg noch nicht die letzte Regatta der Saison 2010. Ende Oktober geht's noch zum Elbepokal in Dresden. In Würzburg hörten auf das Kommando von Steuerfrau Lara Mücke Gérard Journeault, Jules Dake, Michael Leibinger, Mike Dauser, Uli Steinacker, Jörg Haußer, Martin Grimmeiß und Theo Eckhardt. Der Winter wird zeigen, welches neue Boot die Nachfolge des resolut-Achters antreten wird. Die Namenssuche hat schon begonnen. In England bekommen Schlachtschiffe oft gute Eigenschaften als Schiffsnamen zugedacht wie "Invincible". "Resolut" fiel ja auch schon in diese Kategorie. Wie wär's diesmal mit "Unbreakable"?


Enthält Sulfite

Die Zeiten im Detail
Rennen 23c Masters-Männer Achter m. St. C
1. 00:13:40   Ulmer Ruder-Club 'Donau' e.V.
Gérard Journeault(1971), Martin Grimmeiß(1953), Hans-Theodor Eckhardt(1956), Jules Dake(1982), Mike Dauser(1961), Michael Leibinger(1954), Jörg Haußer(1956),Ulrich Steinacker(1956), Stf. Lara Mücke(1994)

2. 00:14:01   RGM Würzburger Ruderverein Bayern von 1875/1905 e.V./Rudergesellschaft Marktheidenfeld e.V./ Akademischer RuderclubWürzburg e.V.

3. 00:14:40   RGM Limburger Club für Wassersport 1895/1907 e.V./ Mühlheimer Ruderverein 1911 e.V./ Rudergesellschaft Wetzlar 1880 e.V./Ruderverein Bad Ems e.V.

Rennen 23g Masters-Männer Achter m. St. G
1. 00:15:52   Ulmer Ruder-Club 'Donau' e.V.
Bernd Heim(1940), Hans-Jörg Stöhr(1944), Klaus Karok(1941), Hans-Günter Joos(1941), Ralf Schmidt(1944), Hartmut Cohrs(1940), Dieter Mücke(1955), Kraft-Otto Steinle(1940), Stf. Lara Mücke(1994)

2. 00:16:10   Zeitvorgabe

Fränkische Bocksbeutel-Langstrecke in Würzburg 2010

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