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Die Alpen, der Achter und der Pokal

Hier könnte der Bericht von der Roseninselachter-Regatta am 25.9.2010 in Starnberg stehen, hätte sie stattgefunden.

Regatten mit Albanosystem – das ist was für empfindliche Feingeister. Regatten mit Massenstart, das ist fast wie Boxauto fahren. In Starnberg heißt das: knapp 20 Starter pro Startabteilung - Rennboote, Gigboote – alle stehen auf der Startlinie nebeneinander und alle wollen in dieselbe Richtung fahren, und das möglichst schnell. Da kann es schon mal etwas rustikaler zugehen. 2009 hatte der resolut-Achter beim Start in Starnberg so zwei Schrammen abbekommen, die inzwischen allerdings total in den Hintergrund getreten sind.

Vom Vorjahr war noch der Gewinn des Alpenachter-Pokals für die Mannschaft des resolut-Achters als Boot mit der schnellsten Gesamtzeit bei den Regatten Inn-River-Race in Passau, Wörthersee von Velden nach Klagenfurt und Starnberger See in Erinnerung. Dieser schwergewichtige Wanderpokal und damit auch dieser Erfolg waren im vergangenen Winter im URCD für alle greifbar und nicht so leicht zu übersehen.

Bei diesen drei Regatten in der gefühlten Alpenregion muss eine Stammtruppe von vier Ruderern jedes Mal am Start sein, und da 2010 die Personaldecke ziemlich dünn war, waren am Wörthersee nur noch drei der "Passauer" im Boot, so dass die resolut-Mannschaft damit bereits aus der Wertung draußen war.

Nachdem das Rennen am Wörthersee komplett im Regen ablief, verhieß auch die Anfahrt nach Starnberg im Regen kein ideales Regattawetter. Aber wie sagt man das positiv: Wenn es regnet, dann hat es keinen Wind – und damit keine Wellen. So wurden kurzerhand entschlossen optimistische Wettermodelle auf der Fahrt zurechtgezimmert. Die ersten Blicke auf den See widersprachen dieser These jedoch deutlich: ordentliche Wellen, nur die Schaumkronen fehlten noch. Ein Hängerlotse vom dortigen Ruderclub riet uns beim Schieben des Hängers, den Achter doch noch nicht gleich aufzuriggern, vielleicht bräuchten wir die Ausleger ja gar nicht.

Der Lotse war Realist: in der ersten Startabteilung waren bereits drei Achter abgesoffen. Das hieß: Warten auf die Entscheidung der Regattaleitung dann im kleinen Festzelt am Bootshaus des MRSV bei bayerischer Blasmusik. Und gleich wurden die Wiener vom Wörthersee entdeckt: Franz, der trotz des drohenden Regattaabbruchs in guter Stimmung war, Norbert ("Wer weniger als viermal pro Woche trainiert, gehört zur Abteilung Essen & Trinken"), Fritz, der uns bestätigte, dass "die Ausleger scho do sin".

Dann kam der Abbruch der Regatta um 12 Uhr, da trotz vermeintlicher Wetterbesserung für den Nachmittag Windstärke 6 vorhergesagt war. Die Regattaveranstalter versuchten noch, mit 400 Liter Freibier die enttäuschte Stimmung etwas zu heben und mit einem spontanen Ergometerwettbewerb dem Tag wenigstens noch eine kleine sportliche Note zu geben.

Wir Ulmer hatten eine vergleichsweise kurze Anfahrt zum Starnberger See, aber die Wiener waren teilweise in der Nacht um 4 Uhr losgefahren. Wenn man dann ohne Rennen die weite Anreise hinter sich hat, bleibt nur, die Enttäuschung in der Abteilung "Essen & Trinken" zu kompensieren. Den Wienern bot sich noch die Gelegenheit, dies auf dem Münchner Oktoberfest in ausreichendem Maße zu tun. Wir Ulmer - das waren Jungsteuermann Detlef Cordoni, Uli Steinacker, Andreas Borgolte, Werner Straßner, Mike Dauser, Arnd Furken, Jörg Haußer, Martin Grimmeiß und Theo Eckhardt – flüchteten gleich wieder Richtung Ulm mit einem Zwischenstopp im nahen Kloster St. Ottilien, einer Filiale des Klosters Andechs zum Mittagessen. Klar, dass in einer Filiale des Klosters Andechs auch Andechser im Bierglas drin war.

Vor der schnellen Abfahrt von der Roseninsel-Achter-Regatta am Starnberger See lief uns noch eine Rheinfeldener Truppe über den Weg, die zum Teil noch etwas erschöpft war vom Besuch auf dem Oktoberfest am Vorabend. Dabei schweifte der Blick nochmals über den See und die wolkenverhangenen Berge.

So blieben der Mannschaft des resolut-Achters in Starnberg nur noch die Alpen - der Achter und der Pokal wurden 2010 sozusagen verloren.


Es fehlt Geburtstagskind Arnd Furken, der erst nach dem Regattaabbruch ankam.

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