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We are against you – Bocksbeutelregatta 2009 auf dem Main in Würzburg

Oktober, Herbst – die Früchte der Saison werden eingefahren. Zeit für die 4,5-km-Langstreckenregatta auf dem Main in Würzburg. Start ist bei der Schleuse Randersacker, vorbei an den herbstlich eingefärbten Weinbergen, das Ziel ist kurz vor der Stadtschleuse in Würzburg, wo auch die Bootshäuser am kleinen Main liegen.

Nach vielen Jahren über Kurz- und Normalstrecke fand der Würzburger Regattaverein vor 19 Jahren die Langstrecke als für Würzburg ideale Regattaform, weil der Main zur Eröffnung des Main-Donau-Kanals verbreitert worden war und mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen war.

Namensgeber war die ortstypische Verpackungsform für den Weißwein aus Mainfranken, der Bocksbeutel. Kein Wunder, dass zur Siegerehrung am Schluss auf dem Tisch mit den Pokalen auch eine Batterie Bocksbeutel steht. Jeder erwachsene Sieger erhält neben einem Blechle auch einen Bocksbeutel zur Erinnerung mit nach Hause. Dabei kann es vorkommen, dass gar nicht mehr alle Bocksbeutel intakt dort ankommen, sondern zuvor schon ihrer Bestimmung zugeführt werden, oder - wie vor ein paar Jahren geschehen - auf dem Heimweg in Ulm mit dem Fahrrad durch einen Transportschaden kurzfristig verloren gehen.


Start bei der Mainschleuse Randersacker           Foto: Würzburger Regattaverein

Für die Beliebtheit der Würzburger Bocksbeutel-Regatta sprechen bei der 20. Ausgabe am 17.10.2009 die 219 Meldungen. Dazu trägt die Reiselust der Masters-Teams besonders bei d.h. man startet auf einer Langstrecke möglichst mit touristischem Hintergrund und nimmt dazu auch mal einen größeren Anfahrtsweg in Kauf. Kein Wunder, dass Schlagmann Gérard Journeault in Würzburg gleich mehrfach namentlich begrüßt wird, denn auch sein alter Verein RV Wiking Berlin ist mitsamt Vorsitzendem ebenfalls am Start.

Internationale Atmosphäre – so wird in Reiseprospekten Remmidemmi im Hotel bis in die Nacht getarnt – kam 2009 auf durch Teilnehmer aus Groningen in den Niederlanden und vom Athlone Boat Club aus Irland mit dem Shannon als Heimatruderrevier, genau in der Mitte der grünen Insel gelegen.

Die Iren waren am Start im Masters Männer D Rennen und damit die direkten Gegner des Ulmer resolut-Achters. Sie fielen gleich auf, weil sie trotz nasskaltem Herbstwetter ohne lange Hosen ruderten, im Gegensatz zu allen anderen (deutschen) Weicheiern.

Vor dem Rennen trafen Iren und Ulmer zufällig im Bootshaus zusammen. Neben Fragen zur Lage von Athlone und dem Heimatfluss bekamen die Iren gleich mitgeteilt: "We are against you!" Motto: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich – oder vermutlich eher wörtlich übersetzt. Ja, wie übersetzt man "Gegner"? Gut, dass da nicht "enemies" oder schlimmeres kam. Die Iren erzählten, dass sie sonst im Herbst zur Regatta an die Mosel nach Bernkastel fahren. Zufällig auch eine traditionelle Weingegend.

Die Fahrt von Ulm nach Würzburg mit dem Bootshänger in strömendem Dauerregen ließ zunächst nichts Gutes ahnen, zumindest was das Wetter anbetraf. Doch bei der Ankunft kam gleich die Sonne raus. Der Dauerregen hatte allerdings die Wege um die Würzburger Bootshäuser in Schlammwege verwandelt. Alle Ruderer waren gezeichnet, sowohl die Ruder-, als auch die Zivilkleidung – da gab es kein Entrinnen.

Bevor 's zum Start ging, setzte auch pünktlich der Regen wieder ein. Da heißt es, positiv zu denken (es könnte ja auch Schnee sein). Und es hat auch geholfen, ab unserem Start blieb es trocken für den Rest des Tages. Los ging' s mit Schlagzahl 30 aber schnell waren wir bei 32 und im Endspurt bei 35. Für uns Ruderer war keine direkte Vergleichsmannschaft in der Nähe, so dass wir einfach gegen die Uhr gefahren sind.


Kurz vor dem Ziel. Im Hintergrund die Würzburger Festung Marienberg hoch über dem Main Foto: Würzburger Regattaverein

Während des Abriggerns und Aufladens kamen dann die Ergebnisse: 4. Sieg der Saison in unserem Rennen, wobei die bei manchen gefühlten Ansprüche hoch waren, nachdem wir am Wörthersee das schnellste Boot überhaupt waren. Die schnellste Zeit erreichten in 13:41 eine Berliner Renngemeinschaft mit Wikinganteilen im Masters Männer A Achter. Gesamtzweite waren in 13:46 Minuten Gérards Berliner Freunde von Wiking und RV Berlin in 13:46 Minuten im aktiven Männer Achter und Gesamtdritte eine Renngemeinschaft  Mannheim-Rheinau/Bingen im Masters Männer C Achter in 14:06 Minuten. Das bedeutete also immerhin noch mit 14:22 Minuten die viertschnellste Zeit für den resolut-Achter im Masters Männer D Achter.

Bei der Siegerehrung war dieses Jahr alles anders: abgesehen vom Schlamm war die Siegerehrung diesmal auf Hochdeutsch. Vermisst wurden die "Siecher" aus den Vorjahren ebenso wie die Bürgermeisterin ("die liebe Marion") als Vertreterin des OB. Ebenso fehlten sportliche Einlagen von Ulmer Seite im Ehrungsbereich, obwohl der Schlamm dabei eine interessante Zusatznote verliehen hätte.

Vor und nach der Siegerehrung ging' s aber kurz ins Wohnzimmer unseres Würzburger Ulmers Florian Schercher, die Olympia-Bar in seinem Heimatverein Würzburger RV Bayern. Mit Unterstützung seiner Schwester hat er gezeigt, wie gute Gastfreundschaft geht, wenn schon einmal Ruderer seiner Vätergeneration  aus seiner zweiten ersten Heimat Ulm da sind, und die dann auch noch gewinnen. Schade, dass unsere Alten nicht dabei waren, geteilte Freude wäre doppelte Freude gewesen.

Und so stand' s im Ergebnis: Rennen 23d Masters-Männer Achter m. St. D 1. 14:22 153 Ulmer Ruder-Club 'Donau' e.V. Martin Grimmeiß (1953), Mike Dauser (1961), Jörg Haußer (1956), Michael Leibinger (1954), Hans-Theodor Eckhardt (1956), Ulrich Steinacker (1956), Gérard Journeault (1971), Arnd Furken (1961), Stf. Katharina Mandel (1987) 2. 14:37 151 RGM Akademischer Ruderclub Würzburg e.V./ Lübecker Ruder-Klub e.V./ Rudergesellschaft Marktheidenfeld e.V./Würzburger Ruderverein Bayern von 1875/1905 e.V./ Ruder-Club Zellingen e.V. 2. 14:37 154 Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V. 4. 15:30 152 Athlone BC (Irland) In der Gesamtpunktewertung reichte das mit einem Sieg im Achter auf Platz 7.

Der Siegerpreis und Namensgeber der Bocksbeutelregatta. Bedeutet "Enthält Sulfite" Kopfweh vorprogrammiert?

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