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Die Füße in die Donau strecken

von NINA RECKMANN

Ruderer, Paddler und Bootsfahrer sprechen im Club Orange über eine neue Ufer-Gestaltung

Anlegestellen bauen, Wege vernetzen und Nähe zum Wasser schaffen, das sind die Ideen für ein neues Donauufer. Rund 50 Fluss-Nutzer diskutierten am Donnerstag im Club Orange in der Ulmer Volkshochschule.


Ruderer und Schifffahrer tummeln sich gerne auf der Donau - nur heraus kommt man wegen der steilen Hänge schwer. Foto: Volkmar Könneke  

Ulm. Ob sie am Ufer entlang schlendern, auf dem Fahrrad vorüber fahren oder auf einer Bank sitzen und auf das Wasser hinausschauen - für viele Ulmer ist die Donau ein wichtiger Lebensraum. Doch gibt es nicht nur Donau-Freunde am, sondern auch auf und im Fluss. Dazu gehören die Schiff- und Bootsfahrer, die Ruderer, die Paddler und die Rettungsschwimmer. Um das Donauufer einmal aus ihrer Sicht zu betrachten, hatten Stadt und Volkshochschule (vh) die Vertreter der einzelnen Organisationen zu einer Podiumsdiskussion in den Club Orange eingeladen. Bei der ersten Veranstaltung der Reihe "Unsere Donau" diskutierten gut 50 Fluss-Nutzer über ihre Ideen für eine neue Ufer-Gestaltung.

Auf der Fahrt bis zum Schwarzen Meer würde den Schifffahrern nirgends so ein schlechter Empfang bereitet wie in Ulm, sagte Frieder Nething von der Gesellschaft der Donaufreunde. "Dabei meine ich nicht nur die großen Städte wie Ingolstadt, Linz oder Budapest", fügte er hinzu, "auch in Lauingen ist der Empfang für ankommende Schiffe sympathischer als bei uns." Würden sie ihre Schiffe zwischen Böfinger Halde und Adenauerbrücke an- und ablegen, hätten sie jedes Mal das Problem der steilen Böschung: "Wir müssen über das Ufer hinauf und hinab krakeln, das ist buchstäblich tragisch", fand er. Die stark abfallenden Uferhänge sind für den Donaufreund das größte Defizit am heutigen Ufer, er plädierte für eine Abflachung: "Die Stadt tut sich bisher nicht so leicht zum Wasser zu kommen."

Dabei wolle der flanierende Ulmer nicht nur am Wasser entlang, sondern auch mal zum Wasser hinuntergehen, sagte Bürgermeister Alexander Wetzig, der die Diskussionsrunde moderierte. "Einfach um die Füße mal in die Donau zu strecken." Bei vielen Zuhörern stießen diese Worte auf positive Resonanz, dennoch erntete Wetzig auch skeptische Stimmen. "Bei allem Flanieren und aufs Wasser Hinausschauen dürfen wir nicht vergessen, dass die Donau ein reißender Fluss ist", sagte Raimund Hörmann, der sportliche Leiter des Ruderclubs Ulm. Eine Uferglättung würde die Hochwassergefahr erhöhen, sagte der Olympiasieger von 1984, da müsse aufgepasst werden, dass man nicht ungewollt nasse Füße bekommt. Außerdem habe die Donau ein sehr hohes Strömungsgefälle - 76 Zentimeter pro Kilometer - und seit dem Anbau gebe es allein unter der Eisenbahnbrücke ein Gefälle von 40 Zentimetern: "Selbst geübte Ruderer müssen da aufpassen, dass der Bug nicht unter Wasser geht."

Für Hobbysportler, die mit ihrem Schlauchboot die Donau hinunterfahren, ist die starke Strömung jedoch eine große Gefahr: "Nicht ortskundige Flusswanderer können die Durchfahrt unter der Eisenbahnbrücke kaum händeln", sagte Thomas Biek, technischer Leiter des DRLG. Es wäre wichtig, diese Stelle zu kennzeichnen. Außerdem schlug er die Abschaffung der drei Schwimmstege vor. "Bei Veranstaltungen wie dem Fischerstechen oder dem Nabada halten sich ungeübte Fahrer oft daran fest, ohne die starke Strömung zu beachten."

Auch auf dem Land gibt es Verbesserungswünsche: "Der Aufgang an der Herdbrücke ist so verdreckt, da muss man unbedingt was machen", sagte Reinhold Kräß von der Personenschifffahrt. Außerdem wäre es schön, die historischen Anlegestellen der alten Fischer auszuschildern, meinte Günter Bodmer von den Nabada-Organisatoren. Zuhörer Wolfgang Dieterich, der Geschäftsführer der Ulm/Neu-Ulm Touristik, plädierte für eine bessere Vernetzung der Radwege: "Bequeme Radfahrer fahren auf der Höhe Herdbrücke einfach über die Stadtmauer - obwohl sie dort nicht fahren dürfen - und gefährden somit die Fußgänger", sagte Dieterich. Zusätzlich meldete sich eine Bewohnerin des Fischerviertels: Auf keinen Fall solle das Donauufer so abflachen wie in Neu-Ulm: "Da ist das Ufer gestylt. Wir sollten unser Ufer als Naturgarten erhalten."

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