Vor 77 Jahren im URCD rudern gelernt: Annemarie Aubele
1941 mit 21 Jahren im URCD
Frauen durften in Ulm erst seit 6 Jahren rudern, als Annemarie (genannt Annemie) Aubele 1936 im Alter von 16 Jahren in den URCD eintritt. Gerudert wurde in schweren Klinkerbooten, die heute vermutlich jeder Jugendliche keines Blickes würdigen würde. Das hölzerne URCD-Bootshaus befand sich an der Wiblinger Straße in Neu-Ulm, ungefähr da, wo heute das DLRG-Haus steht. Es gibt noch kein Kraftwerk Böfinger Halde, so dass die Donau ungehindert strömen kann wie heute noch unterhalb der Illerspitz. Erst danach wird das kleinere obere Bootshaus am Sandhaken oberhalb vom Fischerheim gebaut, so dass auch oberhalb vom Wehr am Fischerheim in ruhigem Wasser gerudert werden kann.
Die Zeit von Annemie Aubele im Club endet praktisch mit der Zerstörung der Ulmer Innenstadt am 17. Dezember 1944, auch ihr Elternhaus unweit des Ulmer Hauptbahnhofs wird ein Opfer des Bombenhagels. Sie wird im Keller verschüttet, kann sich aber durch einen Durchbruch zum Keller des Nachbarhauses ins Freie retten. Die Familie wird ins Allgäu verlagert. So erlebt sie die Zerstörung des URCD-Bootshauses am 4. März bei einem Bombenangriff auf Neu-Ulm nicht mehr mit.
Alle sind mit Überleben beschäftigt und müssen sich in den Jahren danach erst wieder einrichten. Für die Firma ihres Vaters, der einen Großhandel für Zahnarztzubehör betreibt, geht sie schon bald für mehrere Jahre in die USA, so dass sie vom aktuellen Geschehen im URCD abgeschnitten ist. Außer der Sprache lernt sie dort Freunde kennen, mit denen sie noch heute praktisch wöchentlich telefonisch Kontakt hat. Sie bietet daher an, das Interview gerne auch auf Englisch zu führen. Erst als der Vater sich überlegt, die Firma zu verkaufen, kehrt sie 1956 nach Ulm zurück. Die Firma besteht noch heute.
Die Jahre im Club sind für sie prägende Jahre, die noch heute für sie einen wahren Erinnerungsschatz bedeuten. Durch das Interview über diese Zeit im URCD wurden einige Erinnerungen wachgerufen, sie hat sogar davon geträumt. Da sie selbst jetzt 93 Jahre alt ist, sind viele Weggenossen von damals nicht mehr da. Zu den übrigen hat sie teilweise noch Kontakt, um sich geistig fit zu halten, spielt sie fast täglich Bridge – ein Spiel, bei dem man wie beim Skat sich merken muss, was schon "gelaufen" ist.
Ein schlecht operierter Oberschenkelhalsbruch schränkt ihre Bewegungsmöglichkeiten etwas ein, so dass einige der Bridge-Runden auch bei ihr zuhause in Neu-Ulm stattfinden. Sie freut sich auch über einen Anruf von Freunden aus der Vergangenheit. Und für ein Wiedersehens- oder Kennenlerntreffen im URCD bei Kaffee und Kuchen wäre sie jederzeit zu haben.
Das vollständige Interview steht hier im Archivbereich für registrierte Mitglieder. Dazu einfach auf das Bild unten klicken.
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