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Blaues Band vom Wörthersee 2016 für URCD

Die Harley-Hölle
Möglichst laut und möglichst langsam knattern sie im Leerlauf leicht explosionsartig: Pang - pang - pang - pang - pang. Warum fahren sie nicht? Weil die schmale Straße vor dem Schlosshotel in Velden am Wörthersee, dem Seecorso, blockiert ist. Der Bootshänger des URCD mit zwei Achtern steht mitten auf der schmalen Straße entlang des Bootsplatzes zum Abladen, da der noch schmälere Seitenstreifen, der für die Bootshänger vorgesehen ist, mit einem unendlichen Meer von Motorrädern zugeparkt ist, fast alle der Marke Harley-Davidson.

Wo einst Roy Black als Hoteldirektor im Fernsehen bei "Ein Schloss am Wörthersee" unterwegs war, ist am Wochenende 9.-11. September 2016 an den Kärtner Seen die "European Bike Week" unterwegs, das größte Treffen von Harley-Davidson Motorrädern in Europa. Ausgerechnet am selben Wochenende, an dem auch das Achterrennen ums "Blaue Band vom Wörthersee" über 16 km von Velden nach Klagenfurt ausgefahren wird. Wo früher eine beschauliche Zahl von älteren Urlaubern zum Ende der Sommersaison den Achtern beim Aufriggern zuschaute, ist jetzt die Harley-Hölle los.

Zum Knattern im Stau auf dem Seecorso gesellt sich immer öfter das Hupen der immer ungeduldiger werdenden Harley-Fahrer, die weiter hinten den Grund des Staus nicht sehen können. Dabei müssen sie eigentlich gar nicht vorwärts kommen, denn sie rollen meistens gemütlich spazieren durch alle großen und auch kleinen Straßen rund um den Wörthersee und wollen nicht unbedingt vorwärts kommen, sondern nur unter ihresgleichen sein. Die Folge: So schnell wurde der URCD-Bootshänger sicher noch nie abgeladen.

Seit 2007 ist fast immer eine Masters-Mannschaft vom URCD auf dem Wörthersee dabei, so auch 2016 mit dem Mixed-Team, das erstmal in Passau im April am Start war. 2016 sind erstmals auch die Jungen im URCD auf den Geschmack gekommen und sind als einziger aktiver Riemenachter gemeldet. Es gibt immer mehr Doppelachter am Start, von 25 gemeldeten Achtern sind inzwischen 11 Doppelachter, der Siegerpreis ist allerdings nur den Riemenachtern vorbehalten.

Verkehrstechnisch sind bei einer Fahrt zum Wörthersee am letzten Ferienwochenende in Baden-Württemberg und Bayern inklusive Grenzübertritt einige Stauunbekannte im Spiel. Seit letztem Jahr ganz neu im Spiel sind bis dahin fast vergessene Grenzkontrollen – bei der Einreise nach Deutschland. Sie werden dann zwar auf Leuchttafeln angekündigt, finden dann aber doch nicht statt. Lediglich auf der Rückfahrt zwischen Salzburg und München bietet die Navi ständig immer neue Zeitzuschläge an.

Nach dem Aufriggern in der Harley-Hölle am Freitag Nachmittag testen die gemischten Masters die Motorbootwellen des Sees. Besonders heimtückisch erweist sich dabei der Schwimmsteg, der im rechten Winkel in den See hinausführt, vor dem Schlosshotel in Velden beim Ablegen. Da er leichter ist als das Boot, entfernt sich beim Abstoßen nicht das Boot vom Steg, sondern der Steg vom Boot. Mit ungünstigen Folgen für den Schlagmann. Beim unfreiwilligen Spagat kommt er mit dem Steißbein auf der Bordwand auf, was ordentlich weh tut, auch nach Tagen noch. Die Besucher am Seecorso bemerken schnell, der Ruderer im Wasser gehört eigentlich ins Boot, was vermutlich auf einigen Handys dokumentiert ist. Auch beim Wiedereinstieg bietet der wegdriftende Schwimmsteg fast keine Hilfe. Von alldem fast nichts mitbekommen die Ruderer im Bug, intern "Buchclub" (eigentlich "Bugclub") genannt wegen der gelegentlichen Hörprobleme, die das Alter so mit sich bringt. Wieder mal gilt: Nach einer schlimmen Generalprobe kann das Rennen nur besser werden. Aber zur Ehrenrettung der Masters-Mannschaft muss gesagt werden, dass oft die Motorboote die Bösen waren, die Wasserskifahrer, Fallschirmflieger und alle möglichen Spaßboote gezogen haben. Während des Rennens am Samstag Morgen rasten nur noch vereinzelt Motorboote auf dem See vorbei.

Während die bis zum späten Abend noch unvollständige Mannschaft vom jungen Achter erstmals bei der Welcome-Party im Bootshaus des RV Albatros in Klagenfurt andere Teilnehmer der 16-km-Langstreckenregatta kennenlernt, versammeln sich die Alten traditionell im Landtag von Kärnten, im "Gasthaus im Landhaus". Die regionalen Sprachvarianten auf einer Speisekarte im Nachbarland werden dabei immer wieder zu einer kleinen Herausforderung.

Das Rennen
Strahlender Sonnenschein und relativ warm, wenig Wind und nur vereinzelt Motorbootwellen. Alles in allem bieten sich den 25 Achtern optimale Rennbedingungen. In Startreihenfolge am Ufer aufgereiht, werden sie in kurzen Abständen hintereinander bei fliegendem Start von der Regattaleiterin Liesl Smetana auf die Strecke geschickt, die gemischten Alten mit Startnummer 7, die Jungen als letzte mit Startnummer 25. Werden die letzten die ersten sein?

Die gemischten Alten rollen das vor ihnen gelegene Starterfeld von 6 Achtern von hinten auf und schon nach einer Weile führen sie das Feld an - eine kleine Herausforderung für Steuerfrau Marion Strassner, denn jetzt hat sie niemand, hinter dem sie herfahren kann, sie muss selbst den optimalen Kurs finden. Doch nach einer Weile löst sich dieses Problem von selbst, jüngere, später gestartete Achter können ihren Altersvorteil nutzen und ziehen vorbei.

Die Regattastrecke verläuft als langgestrecktes Z von Velden 6 km am Südufer, dann gegenüber von Pörtschach der Knick nach rechts, es geht über 5 km, vorbei an Maria Wörth bis zum Knick nach links gegenüber von Reifnitz, die letzten 5 km führen am Nordufer vorbei an Krumpendorf bis zum Zieleinlauf direkt beim Bootshaus des RV Albatros in Klagenfurt.

Der junge URCD-Achter mit Steuerfrau Claudia Reinelt hat natürlich den besonderen Ansporn, die Alten möglichst schnell zu überholen. Doch wo bleiben bloß die Alten? Erst im letzten Drittel können die Jungen im roten Achter "Stadt Neu-Ulm" endlich vorbeiziehen. Vielleicht ist es dieser Ansporn, der die Jungen antreibt, der macht, dass sie am Ende mit 6,3 Sekunden Vorsprung als schnellstes Boot vor zwei Doppelachtern in einer Zeit von 56 Minuten und 24 Sekunden die Ziellinie passieren.

Hartnäckigster Verfolger des resolut2-Mixed-Achters ist ein gemischter Achter (Startnummer 8) mit quer gestreiften Einteilern in der nächstjüngeren Mastersklasse C aus Wien vom WRC Pirat, der immer wieder zum Überholen ansetzt, mit einem Zwischenspurt aber immer wieder auf Distanz gehalten werden kann. Lediglich 24 hundertstel Sekunden liegen sie am Ende vor dem resolut2-Team. Unsere Jungen starten auch als Renngemeinschaft mit dem RV Berlin, denn sie hatten Kay Winkerts jüngeren Bruder Eric eingekauft.

Im Gegensatz zur Generalprobe am Freitag lief das Rennen für das resolut2-Team sehr gut. Das Boot stand super gut und mit angezählten Konzentrationszehnern gegen Ende konnten auch Schwächephasen überwunden werden. Eine Welle weniger und es hätte zum schnellsten Riemen-Vereinsboot gereicht.

After-Race-Party
Nach dem Rennen wird nicht geduscht, sondern es geht zum Bad im See direkt von der Terrasse des Bootshauses des RV Albatros, wie vor Ort üblich ohne Badehose. Eine Holzwand verdeckt dabei für die Männer die Treppe ins Wasser. Die URCD-Frauen nutzen den separaten, ebenso verdeckten Abgang für die Frauen, sie fremdeln aber noch etwas mit der im RV Albatros ortsüblichen Badetradition. Wer sich an Land dann noch etwas sonnen möchte, tut dies aber zumindest in Badekleidung. Der RV Albatros bietet übrigens auch eine Mitgliedschaft für Leute, die nur im See baden möchten. Ihre Zahl übersteigt angeblich die der rudernden Mitglieder deutlich.

Im Meldegeld enthalten ist auch das Mittagessen mit regionalen Spezialitäten, so dass sich wieder alle Rennteilnehmer im Anschluss auf dem großen Holzbalkon des Bootshauses treffen. Jetzt sind besonders die Plätze im Schatten gefragt. Nach Rückgabe der Startnummer bekommt jedes Team die Teilnehmer-T-Shirts ("Leiberl"), wie jedes Jahr im selben Design, nur in einer anderen Grundfarbe, diesmal in grau.

Bei der Siegerehrung wird in aufsteigender Reihenfolge geehrt, die langsamsten zuerst. Das URCD-Masters-Mix-Team ist schnellstes Boot seiner Klasse mit 4 Minuten Vorsprung vor dem Passauer RV. Etwas auffällig - sie tragen 3 Stunden nach dem Ende des Rennens noch immer ihre Einteiler - warten Masters-D-Männer vom RV Ister in Linz auf ihre Ehrung und werden am Ende mit ihrem Doppelachter zweite.

Erste werden der junge URCD-Achter mit Mathias Kettner, Klaus Sieben, Attila Nagy, Eric Winkert, Constantin Grimminger, Kay Winkert, Georg Lutz, Philip Rapp auf Steuerbord Schlag und Steuerfrau Claudia Reinelt. Auch wenn die Masters-D vom Linzer RV schneller gewesen wären, hätten die URCD-Jungs das Blaue Band gewonnen, denn es geht traditionell nur an Riemenmannschaften.

Der gemischte URCD-Masters-Achter wird siebter mit einer Zeit von 1:03:06:14. Zum ersten Mal steuert Steuer-Azubi Marion Strassner die Masters Michael Leibinger, Werner Strassner, Barbara Noller-Christ, Birte Behrens, Mike Dauser, Sabine Berthold, Christina Weidner und Jörg Haußer. Als "Landdienst" bringt Martin Grimmeiß das Auto vom Start in Velden zum Ziel in Klagenfurt. Er trifft nicht besonders lange vor den Booten dort ein, denn er muss lange an der Tankstelle warten, bis die Harley-Freunde vor ihm fertig sind. Als alter Wörthersee-Ruderer beteiligt er sich auch am Bad im See nach dem Rennen - in ortsüblicher Badetradition.

Auch schon fast eine Tradition: Am Abend sind beide URCD-Teams gemeinsam zum Abendessen auf dem Pyramidenkogel, dem Hausberg von Maria Wörth, zum zweiten Mal beim "Höhenwirt", etwas unterhalb des neuen Aussichtsturms. Die ersten der Jungen fahren noch in der Nacht heim und entgehen da sicher so manchem Stau. Der resolut2-Achter dreht am Sonntag Morgen nochmal eine Runde auf dem ruhigen Wörthersee über Reifnitz, Maria Wörth und wieder zurück. Und womit endet der Besuch am Wörthersee? Mit einem Bad im See - in ortsüblicher Badetradition.

Ergebnisse


Fotos: URCD und RV Albatros

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Das Rennen. Fotos: RV Albatros

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