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Rose vom Wörthersee 2016 - Gruppe gewonnen oder Ziel verfehlt

Persönliches Ziel
1 Stunde 10 Minuten. Je nachdem wie man es sieht, hört es sich nach viel oder wenig an. Für mich ist es meine persönliche Messlatte, die es zu schlagen gilt für die Strecke von Velden nach Klagenfurt Fahnenmast beim RV Albatros. Dann kann ich mich zur Ruhe setzen, im Sommer Minigolf und im Winter Billard spielen.

Seine eigene Zeit kann jeder immer Anfang Oktober bei der Regatta mit dem schönen Namen „Rose vom Wörthersee“ stoppen lassen. Hier versammeln sich dann so ungefähr 250 Einer um die Strecke in 12 Abteilungen in Angriff zu nehmen. Sechs Mal versuchte ich schon mein Glück. Drei Mal war ich unter 1 Stunde 11 Minuten, aber eben über 1 Stunde 10 Minuten. Persönlich gute Zeiten sind auch nicht jedes Jahr machbar, da der See so seine Tücken in Form von Wellen und Wind hat. Hier kommen dann schon schnell mal einige Minuten obendrauf. Heuer waren der See und die Motorbootfahrer gnädig.

Start mit Staugefahr
Bei 10 Grad Lufttemperatur, leichtem Gegenwind und nur gekräuseltem Wasser ging es ab 11 Uhr los. Die Gruppen werden alle 3 Minuten auf die Reise geschickt. Mit den Jungen wird begonnen und seit ein paar Jahren abwechselnd weiblich / männlich. So starteten in der Gruppe vor mir die 5 Jahre jüngeren Frauen und weitere 3 Minuten vorher die 5 Jahre jüngeren Männer. Dies bedeutet, das Feld mischt sich ganz schön, und es muss kräftig überholt werden.

Hat man eine vordere Platzierung im Visier, geht es nach dem Start gleich ordentlich zur Sache, um nicht im Verkehr stecken zu bleiben. In meiner Gruppe wurden 24 Einer gleichzeitig auf die Reise geschickt. Also bedeutet dies ordentlich loszulegen, um dann zu versuchen, möglichst bald in einen vernünftigen Streckenschlag zu kommen. Denn eins ist klar. Es ist kein 500 m Rennen.

Suche nach Motivation
Das erste Drittel läuft ganz gut, dann kommt der erste Knick des langezogenen Z des Sees. Nun denke ich mir, so langsam reicht es nun, wohlwissend dass das Ziel noch in weiter Ferne ist. Nach der Kurve müsste doch eigentlich gleich Maria Wörth kommen und dann ist das Ziel schon beinahe in Reichweite. Die Betonung liegt auf beinahe und das beinahe zieht sich. So versuche ich mich zu motivieren und die Löffel nicht einfach loszulassen.

Auch denke ich an unseren Steuermann Robert vom Achter auf dem Starnberger See. Er hatte 2 Motivationssprüche die mir besonders im Gedächtnis blieben. "Rudern ist ein heroischer Sport" und mit "Köpfchen rudern". Na ja, nach über ½ Stunde kräftigem Rudern möchte ich schon gar nicht mehr so heroisch sein, sondern eigentlich nur noch im Ziel oder auf meine Heldenhaftigkeit pfeifen. Und mit der Sache mit dem Köpfchen komme ich bei meinen Gedanken auch nicht weiter. Sollte da wirklich was drin sein, wieso melde ich mich dann freiwillig für so etwas?

Hälfte geschafft
So bleibt mir nichts anderes übrig als weiter zu rudern und die Kilometer soweit möglich rückwärts zu zählen. Maria Wörth bedeutet,  gut die Hälfte ist geschafft, letzte Kurve, jetzt sind es noch ungefähr 5 Kilometer und so werden es dann doch irgendwie weniger aber es ist immer noch verdammt weit. Also heißt es, sich auf den Bootslauf zu konzentrieren – es laufen zu lassen, am besten "mit ohne" Kraft und vor allem immer weiter und weiter.

Navi dabei
Ach ja – gesteuert muss das Skiff ja auch noch werden. Mit Spiegel an der Brille ist die Orientierung nach vorne möglich und der Rest liegt im Blickfeld. Aber irgendwie ist das zu viel Rundumsicht. Ich komme mir vor wie ein hakenschlagendes Karnickel. Also halte ich mich an meinen Verfolger, den ich gut beobachten kann, und der wie auf einer Linie gezogen durch den See fährt. Aber auch das gelingt mir nur mäßig. So habe ich zumindest den Eindruck.

Mein Navi mit der, für diesen Zustand, viel zu kleinen Anzeige zeigt 2,72 km bis zum Ziel. Oh je - noch so weit – aber positiv denken 1 x Kraftwerk bis zum Steg und der Rest wird schon irgendwie gehen. Der noch einzige ernsthafte Verfolger ist ca. 10 Längen hinten. Auf dem See ist dieser Vorsprung bei einem missglückten Überholmanöver oder bei Wellen schnell weg. Also dran bleiben, und mit Konzentration geht es weiter. Kurz vor dem Ziel gibt es dann noch beinahe eine Kollision. Der Fast-Unfallgegner entschuldigt sich zwar im Ziel, aber wenn es knapp ist, kann so etwas ärgerlich sein.

Das Ziel
Nach langen 1 Stunde 10 Minuten und 15 Sekunden geht es durchs Ziel. Meine Abteilung MMD (Mindestalter 50 Jahre) habe ich damit gewonnen. Das tröstet eindeutig über die verpatzten 16 Sekunden, die ich für unter 1.10 gebraucht hätte. Also darf oder muss ich weiterrudern. Ob heroisch oder mit Köpfchen kann ich mir ja noch überlegen.

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