Stadtjubiläum 1954: Jubiläums-Regatta ein voller Erfolg für den Ulmer Rudersport
GESCHRIEBEN VON JÖRG HAUSSER
Vor 1100 Jahren erste urkundliche Erwähnung - die Stadt Ulm feiert 1954 Stadtjubiläum. Da gehört natürlich das Fischerstechen unbedingt dazu. Und wenn schon so große Zuschauermassen an der Donau sind, könnte der Ulmer Ruderclub doch gleich das Wasserspektakel fortsetzen - mit einer "Jubiläumsregatta". Vermutlich kam diese Idee von der Stadt Ulm, zusammen mit einer Zusage der großzügigen Kostenübernahme. Finanziert wurde davon die noch heute bestehende Floßanlage.
Ausgeschrieben war die Regatta als "Internationale Regatta" für Rudervereine aller Länder, tatsächlich waren zwei Rudervereine aus Österreich und zwei Rudervereine aus der Schweiz am Start. Die Regatta wurde veranstaltet am 24. und 25. Juli 1954 als Ruderregatta des Deutschen Ruderverbandes, des Rhein-Neckar-Bodensee-Regatta-Verbandes, des Bundes Württembergischer Rudervereine und des Donau-Regatta-Verbandes.
Die Streckenlänge betrug 1.800 m in den Männerrennen mit festem Start bei Flusskilometer 4,6 (nach alter Zählung - Kilometer 0,0 war an der Illerspitz), in den Jungruderer-Rennen wurde bei fliegendem Start in den Gigrennen 1.000 m gerudert, die Rennboote waren 1.500 m unterwegs, Frauen wurden noch mehr geschont: In den Gigrennen betrug die Streckenlänge für sie nur 800 m, mit Rennbooten waren es 1.000 m.
Es war geplant, die Rennen gegen die Strömung zu fahren, so dass alle Boote in allen Klassen die Adlerbastei mit den unterhalb liegenden Zuschauertribünen als Ziel gehabt hätten. Kurzfristig wurde die Regattastrecke aber gedreht, so wurden die Zuschauer eben Zeugen des Startgeschehens. Das Regattabüro war an der Adlerbastei.
Bootsplatz war beim Stadion, es wurden die Duschen der Ulmer TSG 1846 und im Ulmer Stadion genutzt. Ein Teil der Bootstransporte erfolgte damals per Bahn, Ziel "Ulm Ostgleis-Allgemein (bei Kohlenhändler Wuchenauer)". Von dort wurden die Boote vom URCD als Regattaservice mit dem "Bootstransportwagen" abgeholt und zum Rudererplatz gebracht.
Ohne Tanz ging es damals nicht. Samstags im Bundesbahnhotel - erwünschte Kleidung: Sommeranzug - und im URCD-Bootshaus dafür geselliges Beisammensein "hauptsächlich für die Jugend", sonntags nach der Regatta im Bootshaus für alle - mit Tanz.
Das schrieb die Schwäbische Donauzeitung, die Vorläuferin der SÜDWEST PRESSE Ulm am Montag, den 26. Juli 1954:
Glanzvolle Leistungen - Starker Besuch - Vorbildliche Organisation - Ruderclub Donau siegte im Jubiläumsachter
Die internationale Jubiläums-Ruderregatta, die zweite sportliche Großveranstaltung im Rahmen der 1100-Jahr-Feier der Stadt Ulm, wurde vom Ruderclub "Donau" organisatorisch und fachlich tadellos ausgerichtet und abgewickelt. Tausende umsäumten die Ufer der Donau. Waren es am Samstagnachmittag vielleicht nur 2000-3000 Interessenten, so wuchs die Zahl am Sonntagnachmittag auf schätzungsweise 15 000 Personen an. Der größte Zustrom kam nach Beendigung des Fischerstechens. Zu diesem Zeitpunkt fanden noch 10-12 Rennen in den wichtigsten Bootsklassen statt. Gegen 16.30 fand sich auch Oberbürgermeister Pfizer ein....
Fachlich gesehen, wunde hervorragender Rudersport geboten. Schon bei der ersten Zusammenarbeit auf dem Zielschiff spürte man, wie sehr der Ulmer Ruderclub "Donau" in Süddeutschland geachtet ist. Die rund 650 Ruderer kamen nach Ulm, um dem Verein die Ehre zu erweisen, der seit Jahrzehnten seine Lorbeeren auf fremden Rennstrecken holen mußte. Sie kamen aber auch zur Ehre unserer Stadt, die in diesen Wochen ihr 1100-jähriges Bestehen feiert. Wettfahrtausschuß, Schiedsrichter, Zielrichter, Punktrichter und Starter haben ganze Arbeit geleistet. Auf der Zentrale des Rennens, dem Zielschiff, glaubte man sich auf ein Kommandoschiff versetzt. Ein Rädchen der Organisation griff ins andere und man mußte staunen, mit welcher Schnelligkeit alles, was auf der 2 Kilometer langen Strecke geschah, den Zuschauern bekanntgemacht wurde. Eine Funkanlage, zahlreiche Telefonleitungen und eine aus achtzehn Lautsprechern bestehende Riesenanlage, die die Firma Gebr. Schmitt (Ulm) nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten mustergültig erstellte, überwanden den Raum. So konnte jeder Zuschauer, ob er sich am Start, auf der Strecke oder am Ziel befand jedes Rennen mitverfolgen. Es war nur schade, daß das Donauknie beim ehemaligen Pionierübungsplatz die Sicht über die gesamte Rennstrecke versperrte. Nach beendeter Veranstaltung darf man aber feststellen, daß vielleicht dieses Knie die einzelnen Rennen, besonders jene ohne Steuermann, interessanter gestaltete.